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19.06.10 / Gedenken in Postelberg / Tafel erinnert an rund 800 ermordete Sudetendeutsche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Gedenken in Postelberg
Tafel erinnert an rund 800 ermordete Sudetendeutsche

Nach jahrelangen Bemühungen und vielen Anläufen ist es endlich gelungen, in Postelberg, am Ort eines der schlimmsten Massaker an Sudetendeutschen, eine Gedenktafel einzuweihen. „Dies ist ein Tag der Trauer und inneren Bewegung“, erklärte Uta Reiff, Vorsitzende des Saazer Heimatkreises, gegenüber der ARD. „Nach 65 Jahren gibt es jetzt endlich einen Ort, wo ich um meinen Vater trauern kann.“ Am 3. Juni 2010 wurde auf dem Friedhof vor zahlreichen Gästen aus Deutschland und der Tschechischen Republik, darunter dem deutschen Botschafter, eine Gedenktafel enthüllt. Anwesend waren die tschechischen Bürgermeister von Saaz und Postelberg, der frühere Außenminister Karl zu Schwarzenberg ließ einen Kranz niederlegen. Die Tafel erinnert an die ungesühnten Morde an sudetendeutschen Zivilisten mit dem zweisprachigen Text: „Den unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Juni 1945“.

Etwa 800 Männer und Jugendliche im Alter zwischen 15 und 60 Jahren wurden damals erschossen, zusammen mit einer Vielzahl weiterer Morde im Umland und Todesfällen bei der Verschleppung zur Zwangsarbeit haben die beiden Kreise Saaz und Postelberg mit 2000 Toten mit den höchsten Blutzoll aller achtzig sudtendeutschen Heimatkreise erlitten.

Um den Text der Tafel war lange gerungen worden. Eigentlich hätte es heißen sollen „des Massakers“ statt „der Ereignisse“, aber das war auf tschechischer Seite nicht durchsetzbar. Dafür ist nun von „unschuldigen Opfern“ statt von „Deutschen“ die Rede. Das ist keineswegs verletzend, aber doch subtil. Wer nicht bescheid weiß, könnte meinen, hier seien Tschechen zu Tode gekommen, auch könnte – spitz interpretiert – der Eindruck entstehen, unter den Erschossen seien auch soundsoviel „Schuldige“ gewesen, denen das Gedenken nicht gelten soll.

Immerhin besteht heute Einigkeit über die Dimension des Massakers: 768 Tote wurden 1947 von einer tschechischen Untersuchungskommission exhumiert, etwas über 820 werden deutscherseits vermisst. Da einige der Opfer womöglich zunächst überlebten und später als Zwangsarbeiter starben und/oder 1947 eines der Massengräber übersehen wurde, kann die Zahl heute mit etwa 800 zuverlässig benannt werden. Die Täter wurden übrigens 1947 namentlich ermittelt, aber nie bestraft. Eine Wiedergutmachung für die Überlebenden und Hinterbliebenen ist nicht vorgesehen.           PAZ


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