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19.06.10 / Freiwillig in den Harem / Bericht über Sultanat Brunei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Freiwillig in den Harem
Bericht über Sultanat Brunei

In nahezu jeder Stadt gibt es einen Ort der käuflichen Liebe. Die Rotlichtviertel sind aus den Stadtbildern der Großstädte kaum mehr wegzudenken, und so haben sich viele daran gewöhnt, an einschlägigen Plätzen auf Prostituierte zu treffen. Doch ab wann ist eine Frau eine Prostituierte? Klar, wenn sie diesem Gewerbe hauptberuflich nachgeht. Aber wie sieht die Sache aus, wenn eine Frau nur einem Mann für Geld körperliche Liebe schenkt? Der Leser mag jetzt an den Kinoerfolg „Ein unmoralisches Angebot“ denken, doch war es im Falle der Amerikanerin Jillian Lauren nicht Robert Redford, sondern der jüngste Bruder des Sultans von Brunei, Prinz Jefri Bolkiah, von dem das unmoralische Angebot ausging.

In „Harem Girls – Mein Leben als Geliebte des reichsten Mannes der Welt“ berichtet Lauren, wie sie eines Tages von einer Bekannten eine Einladung in das Sultanat Brunei erhielt, um dort jeden Abend mit dem jüngsten Bruder des Sultans, Prinz Jefri, genannt Robin, auch bekannt als der „Playboy Prince“, zu feiern und ihm gegebenenfalls auch nach der Feier noch „zur Verfügung“ zu stehen.

Völlig unerwartet gerät die 19-jährige Jillian in ein Leben aus Luxus, eine nicht enden wollende Party, bei der jedoch noch 40 weitere Mädchen um die Gunst des Prinzen buhlen. Alle scheinen nur das Ziel zu haben, die vierte Frau des Prinzen zu werden.

„Wir betraten einen Raum im untersten Stockwerk, wo auf jedem Zentimeter der Polster wunderschöne Frauen saßen. Überall befanden sich kleine Sitzgruppen: Tiefe Sessel und Sofas standen an Couchtischen mit Glasplatten, getragen von Tigern aus Silber und Gold. Das lebendige Bild asiatischer Mädchen, die selbst wie Tiger aussahen, hingestreckt auf den Felsen in ihrem Käfig im Zoo, schmückte den gesamten Bereich … Am gegenüberliegenden Ende des Raumes befand sich eine Tanzfläche mit einer verspiegelten Diskokugel, die schwache Lichtflecken auf die Szene warf.“

„Harem Girls“ beginnt leider etwas schwerfällig. Jillian Lauren berichtet zunächst von ihrer Kindheit und ihren Adoptiveltern. Sie beschreibt sich als taffe junge Frau, die immer um alles hart kämpfen musste. Dem Leser sticht jedoch bald der Hang zur Selbstzerstörung ins Auge. Dieser wird sich wie ein roter Faden durch die Erzählung ziehen. Dennoch ist der Bericht über das Leben in einem modernen Harem faszinierend zu lesen. Ein Leben in Saus und Braus – und am Ende des Tages bleibt nur die Hoffnung, dass der Prinz einen für diese Nacht auserwählen wird, um nicht wieder nach Hause in die USA in die baufällige Einzimmerwohnung geschickt zu werden.

„Harem Girls“ ist eine wahre Geschichte über die Naivität junger Mädchen auf der Suche nach Luxus und über die Dekadenz eines Mannes, der alles hat und sich durch die auf ein besseres Leben hoffenden Mädchen etwas Zerstreuung verschafft.             Vanessa Ney

Jillian Lauren: „Harem Girls – Mein Leben als Geliebte des reichsten Mannes der Welt“, Bastei Lübbe, Köln 2010, kartoniert, 332 Seiten, 14,99 Euro


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