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19.06.10 / Ein Denkmal gesetzt / Peter Spiro beschreibt das deutsch-jüdische Kulturbürgertum in Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Ein Denkmal gesetzt
Peter Spiro beschreibt das deutsch-jüdische Kulturbürgertum in Schlesien

Der einstige Ingenieur Peter Spiro (*1918), hat mit „Nur uns gibt es nicht wieder“ ein von liebevollem Erinnern erfülltes Buch an seinen Vater, den Maler Eugen Spiro (1874–1972) geschrieben, der aus dem schlesischen Judentum stammte. Geboten wird hier eine verwirrende Fülle genealogischer Verflechtungen und kultureller Leistungen des deutschen Judentums vor 1933. Was der spätgeborene Peter Spiro, der im Herbst 1935 mit seinen Eltern zunächst nach Paris emigriert ist und 1940/41 über Marseille in die USA entkommen konnte, hier versucht hat, nämlich „dem deutsch-jüdischen Kulturbürgertum ein Denkmal (zu) setzen“, ist ihm vollauf gelungen.

Das zweite Kapitel funkelt nur so von den erlauchten Namen, die erwähnt werden, wie der des schlesischen Dramatikers Gerhart Hauptmann, der 1928 dem zehnjährigen Peter Spiro beim Sekttrinken erklärt, dass der Kommunismus unausweichlich sei. Auch der spätere NS-Außenminister Joachim Ribbentrop wird genannt, der ab 1920 Verkaufsdirektor der Sektfirma Henkell war und bei dem jüdischen Maler Eugen Spiro ein Werbeplakat bestellte.

Aber auch der NS-Opfer wird gedacht wie des linksradikalen Dichters Erich Mühsam, der im Konzentrationslager Oranienburg umgebracht wurde. Unter den prominenten Leuten, die in Eugen Spiros Atelier auftauchten, waren auch der Schauspieler Otto Gebühr, der in mehreren, zum „Endsieg“ aufrufenden Preußen-Filmen des „Dritten Reichs“ Fried-rich den Großen spielte.

Dass Peter Spiro und seine Eltern 1935 aus Deutschland fliehen mussten, war unausweichlich. Auch als zum Protestantismus übergetretene Juden waren sie einem immer aggressiver werdenden Antisemitismus ausgesetzt.

Peter Spiro hat diese Ausgrenzungspolitik noch erfahren müssen, als er 1933/35 das 1903 gegründete Herder-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg besuchte. Das Buch wird ergänzt durch ein kluges Nachwort des Münchener Germanisten Hartmut Zelinsky. Jörg B. Bilke

Peter Spiro: „Nur uns gibt es nicht wieder“, edition memoria, Köln 2010, kartoniert, 160 Seiten, 29,80 Euro


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