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26.06.10 / Beschämender Kirchenkrimi / Fall Mixa immer unübersichtlicher – Auch Zollitsch unter Druck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-10 vom 26. Juni 2010

Beschämender Kirchenkrimi
Fall Mixa immer unübersichtlicher – Auch Zollitsch unter Druck

Was als Skandal des Augsburger Bischofs Walter Mixa begann, zieht immer weitere Kreise. Viele Anzeichen deuten jetzt darauf hin, dass eine Intrige höchster deutscher Kirchenkreise den umstrittenen Bischof zu Fall gebracht hat. Die „Welt am Sonntag“ sprach von einem „Kirchenkrimi“. Offenkundig daran beteiligt sind engste Mitarbeiter aus Mixas ehemaligen Bistümern Eichstätt und Augsburg sowie aus der Deutschen Bischofskonferenz. Als zentrale Personen der Intrige werden Weihbischof Anton Losinger sowie die Erzbischöfe Reinhard Marx und Robert Zollitsch genannt.

Ihnen wird vorgeworfen, dass sie einen Rufmord an ihrem bischöflichen Mitbruder begangen und Verhaltensregeln der Kirche missachtet haben. Marx und Zollitisch wollten zu den im Raume stehenden Vorwürfen nicht Stellung nehmen. Wie eine Bestätigung des Rufmord-Vorwurfes wirkte allerdings die Einlassung des Sprechers des Münchener Erzbischofs Marx, der mit höhnischen Worten den Aufenthalt Mixas in einer psychiatrischen Klinik öffentlich machte.

Nun kämpft Bischof Mixa um seine Rehabilitation. In einem Brief an den Präfekten der Bischofskongregation Kardinal Giovanni Battista Re stellte er seine Sicht der Dinge klar. Die immer noch gegen ihn erhobenen schwerwiegenden Anschuldigungen seien ausgeräumt, darunter auch die Vorwürfe der Veruntreuung von Geldern, wie aus dem Abschlussbericht des Sonderermittlers Sebastian Knott hervorgehe. In seinem Brief nach Rom betont Mixa, dass er „nach wie vor im Vollbesitz seiner seelischen und geistigen Kräfte“ sei, und weist die Behauptungen zurück, dass er ein Alkoholproblem habe.

Zu den neu aufgetauchten Vorwürfen aus „Dossiers“ und „Geheimakten“ wegen angedeuteter sexueller Übergriffigkeiten und Alkoholkonsums („Spiegeltrinker“) wolle sich Bischof Mixa derzeit nicht äußern, teilte sein Rechtsanwalt Gerhard Decker mit. Er halte es „mit den Grundsätzen des Rechtsstaats für unvereinbar, sich auf angebliche Quellen zu berufen, die niemand nachprüfen kann, auch nicht die unmittelbar davon Betroffenen“, teilte der Anwalt am Sonntagabend mit. Dass, wie behauptet, Teile der Presse Zugang zum Archiv des Vatikan, oder des päpstlichen Nuntius haben, hält Decker für „eher unwahrscheinlich“ − ein indirekter Fingerzeig nach Mainz und München. Daher bleibe die in verschiedenen Medien zitierte Quelle „ebenso nebulös wie das berichtete Geschehen“, so Decker. Insbesondere die von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ verwendeten Begriffe einer „weichen Vergewaltigung“ kenne das Recht ebenso wenig wie eine „fahrlässige Verleumdung“. Hier würde wieder mit weichen Vermutungen anstatt harter Fakten argumentiert.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch ist offenbar wegen der nun erreichten Dimension des Skandals, der ihn ebenfalls sein Amt kosten könnte, tief besorgt. Vom bayrischen Heiligen Berg, dem Kloster Andechs, rief er zur Versöhnung auf. Unterdessen laufen die vor zwei Wochen bekannt gewordenen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Zollitsch wegen des Verdachts der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch im Bistum Freiburg weiter. Sie hatten zuletzt kaum mehr Beachtung gefunden.         Hinrich E. Bues


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