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26.06.10 / Dubiose Reise / Geschäftsanbahnung bei Lukaschenko

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-10 vom 26. Juni 2010

Dubiose Reise
Geschäftsanbahnung bei Lukaschenko

Der Salzburger Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige gegen den ehemaligen Präsidenten des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) Leo Wallner wegen Veruntreuung vor. Der Sportjournalist Erwin Roth stolperte bei Recherchen über Angaben in einem Prüfbericht des ÖOC auf Schwarzgeldkonten, über die im März 2002 eine Luxusreise des weißrussischen Diktators Alexander Lukaschenko nach Tirol abgerechnet worden sein soll. Entsprechende Gerüchte waren  schon im Jahre 2002 verbreitet worden. Im Bericht heißt es nun,  Wallner habe von Schwarzgeldkonten im ÖOC nichts wissen können. Die Fakten sprechen jedoch gegen diese Version.

Die EU hatte damals ein Einreiseverbot gegen Lukaschenko verhängt, weswegen Amtsträger in der EU den Diktator offiziell nicht treffen durften. Leo Wallner, der neben seinem ÖOC-Vorsitz auch Generaldirektor der Casinos Austria war, fand einen Ausweg: Lukaschenko kam nicht als weißrusischer Präsident, sondern in seiner Eigenschaft als Chef des weißrussischen olympischen Komitees. Allerdings reisten mit ihm seine Familie und ein umfangreicher Hofstaat – und Lukaschenko zahlte anscheinend nicht selbst: Roth fand Belege, dass das ÖOC zuvor auf Initiative Wallners bei der Raiffeisenbank ein Konto eröffnet hatte, über das die Luxusreise finanziert wurde.

Hotels, Busunternehmen und Fluglinien schickten ihre Rechnungen an Wallners rechte Hand, den damaligen Direktor der Casinos Austria. Dieser zeichnete sie ab und reichte sie mit der Bitte um Begleichung an das ÖOC weiter. Gezahlt wurde stets in bar, alles in allem über 200000 Euro. Offiziell handelte es sich bei den Geldern auf dem Geheimkonto um Sponsorenzuwendungen für das ÖOC, aber wahrscheinlich wurde das Geld von österreichischen Geschäftleuten aufgebracht, auch und vor allem von Casino-Austria-Chef Wallner selbst. Als Gegenleistung hofften sie auf Vorteile in Weißrussland, und inzwischen stehen auch tatsächlich einige bedeutende Unternehmen unter österreichischem Einfluss, darunter der Mobilfunkanbieter Velcom, das Metallurgiekombinat und das Minsker Fahrradwerk. „Wir handelten im Interesse der Wirtschaft Österreichs“, sagt Wallner dazu. Manuela Rosenthal-Kappi


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