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26.06.10 / Tolle Sparidee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-10 vom 26. Juni 2010

Tolle Sparidee
von Menno Aden

Seit Jahren, eigentlich seit 1990, hören wir, dass gespart werden soll! Nein – jetzt ging es gerade nicht, hören wir von Jahr zu Jahr, aber ab nun. Nun wird aber wirklich gespart! Alles kommt auf den Prüfstand. Schon wieder. Der Prüfstand muss schon ganz abgewetzt sein von den vielen Haushaltstiteln, die in den letzten Jahrzehnten darüber gezogen worden sind.

2009 wurden noch mal eben ein paar Milliarden für Bankenhilfe und Abwrackprämie rausgehauen, nun noch rasch eine Bürgschaft in bester Kreditverkäufer-Vernebelungsmanier (Sie brauchen gar nix zahlen! Issja nur ’ne Unterschrift!) über schlappe 22 Milliarden für Griechenland und nochmal 148 Milliarden Euro für die Euro-Rettung geleistet. Aber jetzt, jetzt, nach der Nordrhein-Westfalen-Wahl und der Steuerschätzung, ganz wirklich. Hand aufs Herz. Jetzt geht es los mit dem Sparen. Das hat Frau Merkel selber gesagt!

Das heißt, natürlich mit Augenmaß. Am Schuldendienst kann man nichts ändern, und Bildung und Forschung sind natürlich sowieso tabu. Auch die Beamtengehälter sind tabu. Wehe, wenn jemand auch nur auf die Idee käme, den uralten Zopf der Beihilfe abzuschneiden. Die Pensionen sind so tabu wie nur was. Und die Renten erst! Den Rentnern darf rein gar nichts geschehen. Nicht nur würde diese Wählergruppe protestieren, auch alle Mittelmeerstrandländer, wo diese Ärmsten der Armen leben oder mehrfach im Jahre hinfahren müssen, um dem deutschen  Elend zu entfliehen, würden revoltieren. Renten sind politisch also „doppelt unkaputtbar“.

Und Hartz IV kürzen? Typisch für diese hartherzigen Konservativen und die noch schlimmeren Neoliberalen, an das Lohnabstandsgebot zu erinnern. Da sei Frau Käßmann vor, diese grundehrliche Seele. Tja – dann bleibt wohl wieder mal nur die Bundeswehr. Wer braucht die  überhaupt noch?

Und dann – ja das war doch nun mal eine wirklich prima Sparidee: Das Berliner Schloss! War doch ohnehin eine Schnapsidee, es wieder aufbauen zu wollen! Das Schloss würde uns doch nur an Preußen erinnern und an all das dämliche Gerede von preußischen Tugenden wie Dienst am Vaterland (das hört sich ja an wie bei Hitler!), Fleiß (Gewerkschaften sagen es doch: Es fehlt an Arbeit) und Sparsamkeit (noch nie von Keynes gehört?).

Das Glockenspiel der von der DDR gesprengten Garnisonkirche in Potsdam ist längst verklungen. Nur noch bei wenigen tönt es nach: „Üb immer Treu und Redlichkeit.“ Wer wollte das auch heute hören? Die Zeile in der letzten Strophe ist doch ein  Schmarrn: Da suchen Enkel Deine Gruft! Wir haben doch kaum noch Kinder, folglich noch weniger Enkel. Sparen? Für wen denn? Es ist schon viel, wenn wir so tun.


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