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26.06.10 / US-Größenwahn / Professor rechnet mit den Vereinigten Staaten ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-10 vom 26. Juni 2010

US-Größenwahn
Professor rechnet mit den Vereinigten Staaten ab

Andrew J. Bacevich, Professor für Geschichte und Internationale Beziehungen an der Boston University, liefert mit „Grenzen der Macht“ eine gut geschriebene, nicht schrille, aber verachtungsvolle Kampfrede, in der er die US-Außenpolitik ganz fundamental attackiert. Da die Amerikaner nicht Maß halten könnten, ihr Prinzip des „pursuit of happiness“ eben übertrieben, in unglaublichem Konsumismus schwelgten, bildeten sie sich ein, die Erdölquellen des Nahen Osten beherrschen zu müssen. Falls die Washingtoner Machtelite an ihre eigene Freiheits-Propaganda glauben sollte, so entspreche jedenfalls die Wirklichkeit den hehren Vokabeln keineswegs. Die Bush-Doktrin vom Präventivkrieg sei nichts als ein Freibrief, überall einzugreifen, wo es gerade für erforderlich gehalten wird. Auch habe der „Nationale Sicherheitsrat“ seit seiner Konstituierung 1947 mehr Unsinn als Sinn produziert und das Pentagon sei ungeheuerlich aufgebläht, sowohl personell als auch von der Überzeugung. Es würden internationale Gefahren hysterisch und demagogisch aufgebauscht, um der westlichen Welt zu „verkaufen“, dass ihre Sicherheit ein Eingreifen der USA oder eine fette (Nach-)Rüstung erfordere. Das sei schon so im Kalten Krieg gewesen, nun sei ganz einfach die kommunistische Weltrevolution als Schreckgespenst vom islamischen Terrorismus abgelöst worden. An Positivem bliebe nur, dass man den amerikanischen Staatsmännern die Besonnenheit danken müsse, ihr atomares Arsenal nach Hiroshima und Nagasaki nicht mehr eingesetzt zu haben.

Daneben wird Kritik an einzelnen Maßnahmen der US-Militär- und -Außenpolitik geäußert, die schon hinreichend bekannt sind, so etwa über die Vernachlässigung der politischen Konsequenzen, als man  den Irakkrieg von 2003 eröffnete, über die irrsinnigen, kleingeheuchelten „Kollateralschäden“ im Irak und in Afghanistan, oder über das Ungenügen selbst des US-Militärs, die Träume von der Hegemonie zu verwirklichen.

Der spezifisch historische Ansatz, den der Autor zusätzlich zum Zeitgeschehen verfolgt, macht seine Ausführungen erst recht vernichtend. Denn der „amerikanische Exzeptionalismus“, der dem aktuellen Größenwahn zugrunde liegt, sei schon mit den Pilgrims Fathers auf der „Mayflower“ ins Land gekommen und beginne mit John Winthrops Formulierung von 1637, die Auswanderer sollten eine „Stadt auf dem Hügel“ bauen, womit ein Abbild des himmlischen Jerusalem gemeint war.

Der Autor hält also den „American Dream“ für eine Ideologie wie alle anderen auch. Lesenswert ist das allemal, denn der Autor liefert Argumente, keine undifferenzierte Schimpfkanonade. Bemerkenswert, dass er schließlich sehr skeptisch ist, ob Obama die seit Anbeginn infernalische Tendenz umkehren könne.           Bernd Rill

Andrew J. Bacevich: „Grenzen der Macht – Das Ende des amerikanischen Traums?“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, geb., 240 Seiten, 20 Euro


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