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03.07.10 / Halbe Million ist bald unterschritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Halbe Million ist bald unterschritten

Wegen technischer Schwierigkeiten könne die Partei derzeit keine monatlichen Mitgliederzahlen erheben, teilte man aus der SPD-Zentrale der Tageszeitung „Die Welt“ mit, als diese kürzlich nach aktuellen Mitgliederzahlen fragte. Ende 2009, so die Sozialdemokraten, habe man 512520 gemeldete Parteianhänger gehabt. Da die Union tapfer bekannt hat, dass sie im Frühjahr weitere Mitglieder verloren hat und somit nur noch 517098 Christdemokraten in den eigenen Reihen zählt, ihren Tiefpunkt der letzten 37 Jahre also erreicht hat, ist davon auszugehen, dass auch die SPD dem Trend der letzten Jahre folgend weitere Abgänge zu vermelden hat. Und so spricht einiges dafür, dass die „technischen Probleme“ nur eine Ausrede dafür sind, dass die Partei die „magische“ Grenze der halben Million Mitglieder unterschritten hat, dies aber nicht öffentlich machen will, um ihren neuen Vorsitzenden Sigmar Gabriel zu schonen.

Doch diese Bekanntmachung werden weder CDU noch SPD noch lange vermeiden können. Aus Expertensicht sind die sinkenden Mitgliederzahlen nämlich nur der Anfang. Da die Altmitglieder wegsterben, jüngere Anhänger aber nur sehr vereinzelt anzuwerben sind, wird den beiden großen Parteien eine Halbierung ihrer jetzigen Mitgliederzahl für die nächsten zehn Jahre prognostiziert.

Doch es ist nicht nur der Tod, der die Basis der beiden einstigen Volksparteien wegbrechen lässt. Die Mitglieder beider Parteien mussten in den letzten Jahren oft feststellen, dass es der Führung egal ist, was sie wollen. Neben Kommunikationsproblemen gab es auch Identifikationsprobleme der Basis mit dem, was ihre Partei darstellt, und so wenden sich Jahr für Jahr mehr Mitglieder frustriert von ihren Parteien ab. Bel

 

Zeitzeugen

Ludwig Erhard – Der Vater der Sozialen Marktwirtschaft, den die CDU zu ihren großen Vordenkern zählt, fühlte sich der Partei offenbar nicht sonderlich verbunden. Denn bis heute gibt es keinen Hinweis darauf, dass der zweite Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, der auch 1966/67 CDU-Bundesvorsitzender war, Mitglied der Partei war. So gebe es keinen Mitgliedsantrag Erhards, auch habe er nie Mitgliedsbeiträge entrichtet. Zwar sei „ihm wohl mal ein Mitgliedsbuch zugeschickt worden, das er aber nie unterschrieben habe“, so Horst Friedrich Wünsche, Geschäftsführer der Ludwig-Erhard-Stiftung.

Guido Westerwelle – Seine Liberalen waren zum Sammelbecken frustrierter, bürgerlicher Wähler geworden, nur ihretwegen konnte die FDP bei der letzten Bundestagswahl 14,6 Prozent erzielen. Doch Westerwelles Führungsstil als Regierungsmitglied hat schnell enttäuscht, so dass die Partei derzeit je nach Umfrage zwischen vier und fünf Prozent liegt. Laut Experteneinschätzung sind diese Wähler jedoch nicht zu den großen Parteien zurückgewechselt, sondern ins immer größer werdende Lager der Nichtwähler übergegangen.

Dagmar Schipanski – „Für mich ist es unverständlich und einer Demokratie nicht würdig“, so die Thüringerin, die eigentlich für die CDU als Wahlfrau bei der Präsidentenwahl angedacht war. Doch dann hatte die ehemalige CDU-Bundespräsidentschaftskandidatin ihre Sympathie für Joachim Gauck öffentlich gemacht und wurde nicht benannt. „Ich habe 40 Jahre lang in einem Land gelebt, in dem ich nie frei meine Meinung sagen konnte. Dieses Recht nehme ich mir jetzt heraus − unabhängig davon, wie es manch einem gefällt. Aber ich finde, dass eine Volkspartei unbequeme Geister verkraften muss.“

Joachim Gauck – Völlig überrascht stellten die Medien fest, dass die als „Generation Facebook“ bezeichnete Jugend sich im Internet für den 70-jährigen Theologen und DDR-Bürgerrechtler stark machte. „Der parteilose Gauck ist ein Symbol des Protests gegen die Parteiendemokratie, die sich in den Augen der Netzgemeinde die Bundespräsidentenwahl unter den Nagel gerissen hat“, so der Politikwissenschaftler Christoph Bieber im „Stern“.


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