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03.07.10 / Nur Verlierer im Fall Mixa / Pulverdampf nach »Kirchenkampf« hat sich verzogen – Ein Blick auf das Schlachtfeld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Nur Verlierer im Fall Mixa
Pulverdampf nach »Kirchenkampf« hat sich verzogen – Ein Blick auf das Schlachtfeld

Nachdem sich der Pulverdampf im Streit um Bischof Mixa gelegt hat, sind offenbar alle Beteiligten erschrocken über das Bild, das sie wochenlang öffentlich abgegeben haben. Etwas bemüht wirkte denn auch eine Fünf-Punkte-Vereinbarung zwischen Mixa und der derzeitigen Leitung des Bistums, die offenbar in Abstimmung mit der Bischofskonferenz und dem Nuntius gefunden wurde. Die Absprache wurde bezeichnenderweise im Beisein der Anwälte beider Seiten abgeschlossen – christliche Versöhnung kommt normalerweise ohne solche weltliche Unterstützung aus.

In der Sache wird Mixa seinen Amtsverlust „endgültig“ nicht mehr in Frage stellen und bald aus dem Augsburger Bischofshaus ausziehen, das Bistum sucht ihm eine Übergangswohnung; über den endgültigen Wohnsitz soll Mixas Nachfolger entscheiden. Diese engmaschig geratene Absprache deutet allerdings auf anhaltende Spannungen hin.

In einem Brief an die Gläubigen der Diözese bat Mixa zudem um Verzeihung für alles, „was ich nicht recht gemacht habe“. Die Gretchenfrage, ob das denn mehr war als ein paar (zu spät zugegebene) „Watschn“ und erhebliche Peinlichkeiten in den Wochen vor und nach dem Amtsverlust, bleibt für die Öffentlichkeit unbeantwortet, obwohl die ohne Beleg vor einem Millionenpublikum verbreiteten, erheblich weitergehenden Vorwürfe es waren, die Mixa das Amt kosteten.

Zu der Fünf-Punkte-Vereinbarung gehört auch, dass beim bevorstehenden Gespräch mit Papst Benedikt XVI. nicht nur der Rück-tritt selbst, sondern auch „dessen Umstände nicht in Frage gestellt“ werden sollen. Im Klartext heißt das, dass eine Aufklärung darüber, inwieweit Mixa durch eigene Fehler und inwieweit er durch intrigante Aktivitäten seiner Gegner zu Fall gekommen ist, nicht vorgesehen ist. Beides scheint es in erheblichem Umfang gegeben zu haben, was die Einigung auf das Deckmäntelchen erleichtert haben dürfte.

Übrig bleiben „vor Gott und der Welt“ nur Verlierer: Walter Mixa hat sein Amt verloren, sein Ruf hat erheblich gelitten, denn eine definitive Ausräumung der Vorwürfe findet nicht statt. Dass Mixa bei ein und der selben Gelegenheit erklärt hat, er könne sich an die ihm vorgeworfenen Handgreiflichkeiten gegen Heimkinder beim besten Willen nicht erinnern und dann doch erklärt, es sei ein Fehler gewesen, sie nicht früh genug eingeräumt zu haben, wirft allerdings Fragen auf.

Die anderen Akteure stehen indessen auch nicht glücklicher da. Erzbischof Robert Zollitsch hat die Eskalation − bestenfalls − nicht zu verhindern vermocht. Der weitergehende Eindruck, sein Umfeld habe „mitgezündelt“, ist indes keineswegs ausgeräumt. Ausgerechnet der „Spiegel“ erinnerte nun daran, dass Zollitsch selbst unter Druck steht, weil gegen ihn − im Unterschied übrigens zu Mixa − tatsächlich ein förmliches Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft anhängig ist.

Auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx kam nicht ohne Blessuren aus dem Getümmel. Wie um alles in der Welt konnte es geschehen, dass sein Pressesprecher Bernhard Kellner über den bereits Gestürzten noch erklären konnte, man wünsche Mixa eine „gute Genesung“, und: „Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt“? Diese hässlichen Worte fallen ein Stück weit auf Marx und Zollitsch zurück, nachdem seitens der Bischofskonferenz Zustimmung signalisiert wurde und Marx jedes korrigierende Wort über die rabiate Äußerung seines Sprechers unterließ.

Betrachtet man allerdings beim Gang über das Schlachtfeld das gesamte Areal und nicht nur die katholischen Verwundeten, dann fallen auch mehrere Zeitungen ins Auge, die in diesem Konflikt alles andere als eine gute Figur gemacht haben. Die „Süddeutsche“, die früh in offener Gegnerschaft zu Mixa berichtete, fing sich mit einer Falschmeldung eine Gegendarstellung ein, und selbst die „FAZ“, sonst in solchen heiklen Fällen ein Hort des unangreifbar souveränen Journalismus, hat in mehreren Beiträgen ihres Autors Daniel Deckers die Rolle des objektiven Beobachters verlassen und sich (keineswegs nur in Kommentaren) als Akteur ins Getümmel gestürzt.     K.B.


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