© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Schinkels Akten
Inventar zeigt nicht nur den Baubeamten

Vor 200 Jahren legte Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) seinen Amtseid als preußischer Baubeamter ab. Aus diesem Anlass veröffentlichte das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz ein Inventar zu Schinkels Akten. Seine mehr als 30-jährige Tätigkeit als preußischer Baubeamter ist nun erstmals zusammenhängend erschlossen.

Mehr als 900 Akten werden darin analysiert und auf Schinkelrelevante Vorgänge hin erschlossen. Sie spiegeln nicht nur Schinkels Einfluss in Kunst und Architektur, sondern zeigen zudem, wie gezielt er die damals in der preußischen Bauverwaltung neu eingeführten administrativen Instrumentarien als Technik für Informationsgewinnung und -vermittlung einzusetzen verstand. Bauästhetische und bautechnische Probleme beschäftigten Schinkel ebenso wie Überlegungen zur Architektenausbildung, zur Denkmalpflege oder zum Straßenbau. Wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, der findet auch den Menschen Schinkel in diesem Inventar. Seine Handschrift war im Alter und bedingt durch Krankheit immer schlechter zu entziffern, so dass er „um Verzeihung wegen der Krizelei meiner schwachen Hand“ bat. Dennoch war er immer zur Stelle und erfüllte als Preuße seine Pflichten, obwohl ihm das bereits früher Schwierigkeiten bereitete und er König Friedrich Wilhelm III. wiederholt um Entlassung aus dem verantwortungsvollen Amt bat. Als dieser völlig entnervt eines Tages auf die Bitte seines obersten Baubeamten einging und Schinkel ein wenig entlasten wollte, zog dieser seine Bitte schnellstens zurück. – Zum Wohl von Preußens Baukunst. os

Schinkels Akten. Ein Inventar, bearbeitet von Reinhart Strecke unter Mitarbeit von Hans-Joachim Nossol, Angelika Sell und Rainer Trommer, Berlin 2010, XXXIX und 416 Seiten, gebunden, 23 Euro