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03.07.10 / Ein Geschenk zum Geburtstag / Jan Kollwitz stellt im Kölner Käthe-Kollwitz-Museum japanische Keramik aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Ein Geschenk zum Geburtstag
Jan Kollwitz stellt im Kölner Käthe-Kollwitz-Museum japanische Keramik aus

Der Keramiker Jan Kollwitz – Urenkel der Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, der in Köln ein eigenes Museum gewidmet ist – präsentiert zum 25-jährigen Bestehen des Museums und zu seinem eigenen 50. Geburtstag in traditioneller japanischer Technik hergestellte Arbeiten aus seiner Werkstatt. Belastet ihn der Name? Steht er unter Erfolgsdruck? fragte ihn die PAZ. Der Künstler lächelt bescheiden. „Ach nein, mit 15 hatte ich kein rechtes Verhältnis zu ihr. Dann aber habe ich ihre Tagebücher gelesen und jetzt bin ich stolz, ihren Namen zu tragen.“ 1960 wurde Jan in Berlin als Sohn von Arne Kollwitz geboren. Einer Ausbildung als Schauspieler folgte ein Aufenthalt in Kanada, wo er ein halbes Jahr lang bei einem Kunsttischler arbeitete. Anschließend nahm er eine Ausbildung als Keramiker auf.

Das Arbeiten mit Ton lag ihm mehr als das Hantieren mit Sägen und Holz. In Kandern, im südlichen Schwarzwald gelegen, fand er in Horst Kerstan seinen Meister. Von japanischer Keramik fasziniert, übertrug dieser seine Begeisterung auf Jan Kollwitz. Es war ein weiter Weg bis zu den heute in Köln ausgestellten Werken. Zwei Jahre lebte, lernte und arbeitete Jan Kollwitz in Japan, eine Zeit, die ihn zweifellos geprägt hat und die er nicht missen möchte. Es war die traditionelle japanische Keramik, die Kollwitz für sein eigenes künstlerisches Schaffen schließlich als Ausgangspunkt nahm. So findet man in seiner Keramik die traditionellen Formen der japanischen Keramik – Schalen, Vorratsgefäße und Vasen mit engem Hals zum Beispiel, gezeichnet vom Feuer und Holzascheflug.

In Köln werden zarte Schalen für Ikebana zu sehen sein, aber auch kraftvolle, asymmetrische Gefäße und Bodenvasen der Echizen-Tradition. Farben und Glanz auf den Keramiken entstanden während des vier Tage dauernden Brandes in seinem originalen Anagama-Holzbrennofen. Der traditionelle Holzbrand, eine Technik, die seit Jahrhunderten in Japan professionell ausgeübt wird, hatte es Kollwitz angetan.

Ihm gelang es, den damals 71-jährigen Ofenbaumeister Tatsuo Watanabe zu bewegen, einen Anagama-Ofen zu bauen – nicht irgendwo in Japan, sondern im schleswig-holsteinischen Klosterdorf Cismar, wo Jan Kollwitz seit 1988 im ehemaligen Pastorat lebt und arbeitet. Der Ofen, ein etwa drei mal vier Meter großes Ziegel-Schamottstein-Gewölbe, wird zweimal im Jahr in Betrieb gesetzt und mit trockenen Kiefernscheiten beheizt, die sich hoch um den Ofen unter einem nach allen Seiten offenen Dach türmen. Vorher hat der Künstler rund vier Monate lang seine Gefäße geformt; fünf Tage lang dauert es, um etwa 200 Gefäße im Ofen zu platzieren. Dabei weiß Kollwitz genau, an welcher Stelle des Ofens welche Farben und Glasuren entstehen können. Die Flugasche verschmilzt bei dieser Technik auf den Gefäßen zu einer natürlichen Glasur. Rauch, Flammen und Glutkohle hinterlassen graue, rote und tiefblaue Färbungen. Je nachdem, wo die Keramiken im Ofen platziert sind, variieren die Farben von einem tiefen, klaren Grün bis zu einem hellen Beige.  Silke Osman

Die Ausstellung im Käthe Kollwitz-Museum Köln, Neumarkt 18-24, ist vom 8. bis 18. Juli dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 3/1,50 Euro.


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