29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.07.10 / Illegale Versuchung / Russland: Miese Jobchancen verlocken IT-Fachleute zum Hacken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-10 vom 10. Juli 2010

Illegale Versuchung
Russland: Miese Jobchancen verlocken IT-Fachleute zum Hacken

Ein Ring russischer Wirtschaftsspione, der jüngst in den USA aufgedeckt wurde, hat für einen kurzen Augenblick auch in Deutschland Firmen wachgerüttelt und ihnen bewusst gemacht, wie leicht ihre kostbaren Technologien geraubt werden können. In den USA ist inzwischen einer der mutmaßlichen Agenten geständig. Wie berechtigt die Vorwürfe einschließlich Geldwäsche gegen die vier Spionage-Pärchen und drei Einzelpersonen auch sein mögen, die bisher aufgedeckten Methoden muten teils klassisch an. Die Spione nutzen falsche Namen und Laptops. Über ein geheimes Daten-Netzwerk hinaus profitierten sie so von relativ einfacher Technik. Als einfache Bürger getarnt, sammelten einige von ihnen seit den 90er Jahren unbehelligt Informationen. Nicht mehr die Agenten mit Diplomatenpass sind also heutzutage das Problem, sondern Spione aus dem normalen Berufsleben, zuweilen sogar deutsche Staatsbürger, die beim Russland-Aufenthalt für einen Nebenverdienst angeworben werden.

Während sich im Internet eine Gemeinde von Begeisterten vor allem den Auftritt der „schönen russischen Spionin“ Anna C.  beim sozialen Netzwerk „Facebook“ ansieht, interessieren sich Experten schon eine geraume Weile für Russland und China als Urheber gezielter Daten-Angriffe. Diese Angriffe betreffen auch Nutzer von „Facebook“. Vor Wochen verschaffte sich der russische Hacker „Kirllos“ dort Zugang zu den Daten von 1,5 Millionen Facebook-Nutzern. Er verkaufte sie anschließend im Internet. Experten warnen, dass neben solch vergleichsweise harmlosen Aktionen noch ganz andere Möglichkeiten bestehen: Angriffe schöpfen das Potenzial des deutschen Mittelstandes ab. Auch ein Kernkraftwerk lahmzulegen, sei kein Problem, prahlen russische Computer-Kenner – die Moskauer Szene ist eitel, die Grenze zwischen Datenklau zum Spaß und als Beruf ist fließend.

Russland und China führen die Ranglisten der elektronischen Daten-Diebe an, weil viele der begabten Hochschulabgänger beider Staaten keine Anstellung finden. Ein russischer Experte der Informationstechnologie startet im Glücksfall mit rund 800 Euro pro Monat seinen Beruf. Ein Scheck oder Bargeld für Auftragsarbeit ist da höchst willkommen. So richten russische Hacker ihre Aufmerksamkeit beispielsweise darauf, wie die deutsche Bundesregierung die Wirtschaftskrise zu bewältigen versucht. Deutsche Verfassungsschutzerkenntnisse zeigen, dass alte Methoden wie Briefkastenadressen, Agententreffs im Restaurant und falsche Identitäten trotz neuer Technik nicht ausgedient haben. Dem deutschen Manager ist derweil jedoch in der Regel wenig bewusst, wie leicht beispielsweise sein E-Mail-fähiges Handy „Black-berry“ angezapft werden kann. Firmennachrichten, Telefonate, Treffpunkte – all das gerät so leicht in falsche Hände.            SV


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren