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10.07.10 / Der weltbeste Stürmer war deutschstämmig / Vor Pelé hat bereits Arthur Friedenreich Fußballgeschichte in Brasilien geschrieben – Rassismusopfer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-10 vom 10. Juli 2010

Der weltbeste Stürmer war deutschstämmig
Vor Pelé hat bereits Arthur Friedenreich Fußballgeschichte in Brasilien geschrieben – Rassismusopfer

Laut Fifa gilt Arthur Friedenreich als als bester Stürmer der Fußballgeschichte. Er hat mit 1329 offiziell von der Fifa anerkannten Toren mehr Tore geschossen als das spätere Fußball-Idol Edson Arantes do Nascimento, genannt „Pelé“.

Der farbige Deutschbrasilianer  ist 1892 in einem Vorort São Paulos geboren, wohin sein deutschstämmiger Vater, Oscar Friedenreich, von Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina aus auf der Suche nach besseren Existenzbedingungen umgezogen war. Seine Mutter Matilda war eine afro-brasilianische Wäscherin. Die Vorfahren der Familie stammten väterlicherseits aus Dahme in Brandenburg und hatten Deutschland 1848 aus politischen Gründen verlassen.

Nur wegen seiner deutschen Herkunft durfte der Mulatte (Mischling) bereits seit 1915 in der damals neu gegründeten brasilianischen Fußballnationalmannschaft spielen. Um seine Rassenzugehörigkeit zu vertuschen, versuchte Arthur Friedenreich, wie auch andere, seine Kraushaare mit einem Netz zu glätten und sein Gesicht mit Reispuder einzupudern, um wie ein Weißer auszusehen. Auch seinem Stammverein in São Paulo, dem Sport Club Germania – einem Klub für deutschstämmige Spieler, gegründet vom Hamburger Hans Nobiling –, konnte er nur deshalb beitreten, weil sein Vater ein Deutscher war; Schwarze oder Farbige hatten bis in die 40er Jahre in Brasilien keinen Profifußballverein. Bis in die 30er Jahre war Fußball in Brasilien eine Sportart der weißen Oberschicht, dennoch erkämpfte sich Arthur Friedenreich, der nur 1,72 Meter groß war, mit seiner äußerst intelligenten und trick­reichen Spielweise die Gunst vieler Brasilianer. So wurden Fouls an dunkelhäutigen Spielern damals von vielen Schiedsrichtern absichtlich übersehen, was oft ausgenutzt wurde, um Friedenreich zu stoppen. Er entwickelte daraufhin verschiedene Tricks von Körpertäuschung, mit denen er seine Gegenspieler, die ihn foulen wollten, immer wieder ins Leere laufen ließ.

Fried, wie er in Brasilien kurz genannt wird, stand am Anfang der brasilianischen Fußballlegende, weil er selbst als Ballkünstler auch eine Legende war. Trotz aller Widrigkeiten wurde Arthur Friedenreich im Volk zu einem Nationalhelden und gilt als erster brasilianischer Fußballstar.

Großen Anteil daran hatte zweifellos der 1:0-Erfolg durch ein Tor von Arthur Friedenreich im Spiel gegen die uruguayische Fußballnationalmannschaft, mit dem Brasilien 1919 zum ersten Mal Südamerikameister wurde. Dieses 1:0 gegen den übermächtig scheinenden Angstgegner war nicht nur eine Sensation, sondern auch der erste internationale Titel für Brasilien. Die nationalen Zeitungen berichteten erstmals ausführlich von einem Fußballspiel, später wurde jener Sieg gar zur Geburtsstunde des brasilianischen Fußballs stilisiert.

1922 wurde Friedenreich mit der brasilianischen Mannschaft erneut Südamerikameister, nachdem er 1921 wegen seiner Hautfarbe nicht hatte teilnehmen dürfen. Im Jahre 1925 wurde Friedenreich in Paris auf der ersten Europatournee der brasilianischen Nationalmannschaft durch Frankreich und die Schweiz, nachdem die Brasilianer gegen Frankreich 7:2 gewonnen hatten, zum „Roi du Football“ gekrönt. Dass in Brasilien heute Fußball nicht nur eine Sportart, sondern auch eine Kunst ist – immerhin tragen alle brasilianischen Spieler Künstlernamen –, auch daran hatte Arthur Friedenreich mit seiner intelligenten Spielweise einen großen Anteil.      Bodo Bost


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