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10.07.10 / Glänzender Sieg mit 96,7 Prozent / Ost- und Westpreußen bekannten sich mit überwältigender Mehrheit zu Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-10 vom 10. Juli 2010

Glänzender Sieg mit 96,7 Prozent
Ost- und Westpreußen bekannten sich mit überwältigender Mehrheit zu Deutschland

Der Abstimmungstag verlief in völliger Ruhe. Die Polen, die bisher nur fieberhafte Tätigkeit gekannt hatten, saßen still in ihrer Allensteiner Abstimmungskampfzentrale, die durch Stacheldraht und „spanische Reiter“ gesichert war, bewacht von der Abstimmungspolizei. Im Übrigen begannen sich erst am Abend die Straßen und Plätze zu füllen; eine erwartungsvoll gestimmte Menge harrte geduldig der Bekanntgabe der Resultate.

Man hatte geglaubt, dass das Endergebnis erst am Dienstag vorliegen würde. Aber die allgemeine Begeisterung und Erregung hatte nun offenbar auch die Kommission gepackt. Im Sitz der Allensteiner Bezirksregierung saßen die Beamten der Kommission und der Regierung und nahmen unermüdlich die Meldungen entgegen, die auf den Tausenden von Drähten aus dem letzten Dorf über die Kreisstädte nach Allenstein kamen. Sie arbeiteten unermüdlich die ganze Nacht. Unten aber saß der Reichskommissar mit seinem Stab und rechnete bis morgens um 5.30 Uhr. Das Endergebnis war da, daran konnten keine diplomatischen Künste mehr rütteln, selbst nicht der Rat in Paris. Und das Ergebnis war zu eindeutig, als dass es noch Interpretationsspielräume gelassen hätte.

Für die Abstimmung im südlichen Ostpreußen hatten sich 425305 Abstimmungsberechtigte eintragen lassen. Davon waren 37 Prozent im Abstimmungsgebiet geborene Auswanderer. Die Abstimmungsbeteiligung lag bei 87 Prozent, bei den Ortsansässigen gar bei 96 Prozent. Von den abgegebenen Stimmen entfielen 2,1 Prozent auf Polen. Die restlichen fast 97,9 Prozent stimmten für den Verbleib beim Reich. In aufsteigender Reihenfolge waren es im Kreis Allenstein-Land 86,53 Prozent, in Osterode 97,81 Prozent, in Rößel 97,90 Prozent, in Allenstein-Stadt 98,00 Prozent, in Ortelsburg 98,51 Prozent, in Neidenburg 98,54 Prozent, in Lyck 99,88 Prozent, in Sensburg 99,93 Prozent, in Johannisburg 99,96 Prozent und in Lötzen 99,97 Prozent. Den Vogel schoss der Kreis Oletzko mit 99,993 Prozent ab.

Schon bald nach 20 Uhr waren in Oletzkos Kreisstadt Marggrabowa die Abstimmungsergebnisse aus den einzelnen Ortschaften des an der östlichen Landesgrenze gelegenen Kreises eingetroffen, um nach Eintritt der Dunkelheit durch Lichtbilder an der Geschäftsstelle der „Oletzkoer Zeitung“ einer großen Zuschauermenge bekannt gegeben zu werden. Ein Zeitzeuge erinnert sich:

„Jedes der für Deutschland so überaus günstigen Resultate wurde durch Jubel und Hurrarufe begrüßt. Immer höher schlugen die Wogen der Begeisterung, als kurz vor 12 Uhr nachts das endgültige Abstimmungsergebnis aus dem Kreise Oletzko bekannt gegeben wurde. Nur zwei Stimmen für Polen, alle andern deutsch. Wenige Minuten später setzte sich ein Fackelzug in Bewegung, und ein Holzstoß auf dem Marktplatz wurde angezündet. Hell loderten die Flammen, umgeben von schwarzem Qualm und Rauch, zum nächtlichen Himmel empor, rund um den Markt bewegte sich die Flammenreihe der Fackelträger, die die Mauern der Häuser in rotgelben Farben erglühen ließen. Oberlehrer Lasarzick hielt darauf eine Ansprache, und wieder ertönte ,Deutschland, Deutschland, über alles‘. Mit dem Liede ,Nun danket alle Gott‘ und dem Läuten der Kirchenglocken endete die Versammlung.“

Die beiden Stimmen für Polen wurden in den Dörfern Kleszöwen (360:1) und Polommen (158:1) abgegeben. In Marggrabowa selbst stimmte kein einziger für Polen. Rund acht Jahre später, am 21. Dezember 1928 wurde die Kreisstadt Marggrabowa in „Treuburg“ umbenannt.

In den vier westpreußischen Kreisen Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm war das Ergebnis ähnlich überzeugend. Hier stimmten von den 121176 Stimmberechtigten 7,58 Prozent für Polen und 92,42 Prozent für Ostpreußen. Beide Abstimmungsgebiete zusammen gerechnet, stimmten 96,66 Prozent für Ostpreußen, also für Deutschland.

Die Reaktionen der einzelnen Mitglieder der Allensteiner Kommission auf das an Eindeutigkeit kaum zu übertreffende Abstimmungsergebnis lassen Rückschlüsse auf die Einstellung ihrer Staaten zum deutsch-polnischen Konflikt zu. Der Japaner blickte äußerst unbewegt drein, wie es seine Art war. Der Engländer lächelte sein liebenswürdigstes Diplomatenlächeln. Der Italiener sann ein wenig nach, als er das Ergebnis in den Händen hielt, dann sagte er mit einem feinen Lächeln: „Wo waren da eigentlich die Experten von Versailles?“ Die Franzosen aber machten strenge Gesichter und sagten untereinander: „C’est incroyable!“ (Das ist unglaublich.)

Dann kam der 16. August 1920, der Tag, an dem die deutsche Flagge auf dem Regierungsgebäude in Allenstein wieder gehisst wurde, der Tag, an dem die Kommission die Verwaltung der Abstimmungsgebiete wieder in die Hände der Regierungspräsidenten zurücklegte. Ostpreußen und ein nicht unbedeutender Teil von Westpreußen gehörten wieder zum Reich.           PZ/Siegfried Schmidtke


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