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17.07.10 / Geschichte einer starken Frau / Wie Bertha Benz ihren Mann finanziell und emotional unterstützte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-10 vom 17. Juli 2010

Geschichte einer starken Frau
Wie Bertha Benz ihren Mann finanziell und emotional unterstützte

Über Bertha Benz, geb. Ringer, (1849–1944), die kluge und zielstrebige Frau an der Seite von Carl Benz (1844–1929), ein Buch zu schreiben, war kein leichtes Unterfangen, haben sie und der Automobil-Pionier, ihr Ehemann, doch kaum Persönliches hinterlassen. Dennoch ließ sich die Journalistin und Moderatorin Angela Elis bei der Durchführung ihres Plans nicht beirren und verfasste auf der Grundlage von Zeitungsartikeln, Büchern und Gesprächen mit Nachkommen eine Romanbiographie über Bertha Benz, die zwangsläufig, wenn auch in kleinerem Maßstab, eine solche über den ersten Autobauer Carl Benz mit enthält.

„Mein Traum ist länger als die Nacht − Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr“ lautet der Titel in Anlehnung an einen Auszug aus einem Brief Berthas an den damaligen Angestellten des Pforzheimer Eisenwerks Gebrüder Benckiser aus dem Jahre 1869. Die jungen Leute hatten sich bei einem Ausflug ins Kloster Maulbronn kennengelernt. Was hätte dem studierten Maschinenbauingenieur Karl Benz (damals noch mit K geschrieben) Besseres passieren können als die Begegnung mit der energischen, durch ihre Schulbildung an Naturlehre interessierten jungen Frau, die von seinen Visionen, einen Straßenwagen mit Maschinenantrieb zu konstruieren, fasziniert war? Nach der Heirat ermöglichte sie es ihm mit ihren finanziellen Mitteln, auf eigenem Grund und Boden in Mannheim zu experimentieren. 1878/79 gelang ihm, nach vielen Höhen und Tiefen, die Entwicklung eines verdichtungslosen Zweitaktmotors, später eines leichten Viertaktmotors. Auch entwickelte er verschiedene Antriebselemente weiter.

Allerdings erfährt der Leser nicht allzu viel über die technischen Details, und man vermisst ebenfalls aussagekräftige Hinweise auf die großen Konkurrenten, allen voran Otto und Langen in Deutz. Kurzweilig, wenn auch mitunter ein wenig bieder sind hingegen die Schilderungen der bedeutsamen Episoden, so diejenige über die Gründung der „Gasmotorenfabrik in Mannheim“ am 2. Februar 1882. Sie brachte die sechsköpfige Familie zeitweilig an den Rand des Ruins. Als Retter in der Not erschienen die Interessenten Max Rose und Friedrich Esslinger, die, so stellt es sich die Autorin vor, zuerst mit Bertha über die Geschäftsbedingungen der daraufhin am 1. Oktober 1883 gegründeten Firma Benz & Cie., Rheinische Gasmotorenfabrik verhandelten. Carl Benz, dem bei der Entwicklung eines Automobils noch der für seine Maschine geeignete Kraftstoff fehlte, erhielt wenig später wiederum von seiner Frau den entscheidenden Hinweis auf das leicht entzündbare Waschbenzin, ein Fleckenmittel.

Die technische Zeichnung des ersten Motorwagens zu betrachten ist ein Vergnügen, und auch die zahlreichen zeitgenössischen Fotos sind eine reizvolle Beigabe. Selbstverständlich wird die historische „Fernfahrt“, die Bertha Benz mit ihren Söhnen Eugen und Richard im heißen August 1888 in dem rumpelnden Vehikel von Mannheim nach Pforzheim unternahm, ausführlich dargestellt. Heute erinnert die 106 Kilometer lange „Bertha Benz Memorial Route“ daran. Was danach folgte, ist eine Erfolgsgeschichte, zumal nach dem endgültigen Durchbruch um 1900, durch den Benz „reich, sehr reich“ wurde. 1924 kam es zum Vertrag zwischen Benz & Cie. und der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Ob sich Daimler und Benz jemals getroffen haben, bleibt weiterhin ungewiss. „Hätte Carl das noch erleben können!“ seufzt Bertha während der von den Nationalsozialisten inszenierten Einweihung des riesigen Denkmals für Carl Benz zu Ostern 1933. An ihrem 95. Geburtstag, kurz vor ihrem Tod, wurde ihr von der Technischen Hochschule in Karlsruhe, an der ihr Mann studiert hatte, die Würde einer Ehrensenatorin verliehen, um endlich auch ihre Leistungen zu würdigen. Doch sie war längst tief verbittert über den Missbrauch der Erfindungen ihres Mannes für die Kriegführung. Fazit: Das Buch ist als Bildungs- und Unterhaltungsroman empfehlenswert, bietet mit Blick auf die Technikgeschichte aber nicht genügend Informationen.   Dagmar Jestrzemski

Angela Elis: „Mein Traum ist länger als die Nacht – Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr“, Hoffmann und Campe 2010, gebunden, 350 Seiten, 20 Euro


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