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24.07.10 / Verfrühte Hoffnung / Der Irak bleibt ein Krisenherd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Verfrühte Hoffnung
Der Irak bleibt ein Krisenherd

Die jüngsten verheerenden Bombenattentate im Irak haben nicht nur die Meldung übertönt, dass nun auch das letzte der von den USA betriebenen Gefängnisse den lokalen Behörden übergeben wurde, sondern zugleich in Erinnerung gerufen, dass das Thema Irak noch längst nicht abzuhaken ist. Die Anschläge jener radikalen Sunniten, die man gerne als Al Kaida etikettiert, richteten sich gegen die im Sold der Regierung stehenden sunnitischen Dorfmilizen – und damit demonstrativ gegen jenes „Erfolgsrezept“, das der neuernannte US-Oberkommandierende in Afghanistan David Petraeus nun auch dort umsetzen will. „Kollaborateure“ leben eben gefährlich.

Die Einsprüche gegen das Ergebnis der Parlamentswahlen vom 7. März wurden mittlerweile vom Höchstgericht abgewiesen. Doch weder dem früheren Premier Iyad Allawi, der mit seinem gemischt schiitisch-sunnitischen Parteienbündnis „Al-Irakiya“ relativer Sieger wurde, noch dem knappen Verlierer, dem amtierenden Ministerpräsidenten Nuri Al-Maliki, ist es bisher gelungen, eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden.

Wegen der prekären Sicherheitslage, der erst unzureichend wiederaufgebauten Infrastruktur und der Emigration von Fachkräften liegt die Wirtschaftsleistung zwar immer noch weit unter dem Vorkriegsniveau. Aber es gibt auch Lichtblicke – und Kuriositäten: Etwa dass eine Menge Geld durch Touristen ins Land kommt – nämlich durch Millionen Iraner, die heute wieder frei zu den schiitischen Heiligtümern im Irak pilgern können. Oder dass der Handel mit iranischen Billigprodukten ein lukratives Geschäft ist. Oder dass zu dem Wirtschaftsaufschwung, der im relativ sicheren und de facto unabhängigen Kurdengebiet im Nordirak zu verzeichnen ist, auch türkische Wirtschaftstreibende maßgeblich beigetragen haben – mit dem Nebeneffekt, dass die irakischen Kurden wenig Lust verspüren, ihren neuen Wohlstand wegen der Kurden in der Türkei oder im Iran aufs Spiel zu setzen.             RGK


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