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24.07.10 / Stalins Fehler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Stalins Fehler
von Harald Fourier

Angela Merkel hat sich bei ihrem Moskau-Besuch als wichtigster Handelspartner der Russen feiern lassen. 16 Jahre nach dem Abzug der letzten russischen Soldaten ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen besser denn je. Die Beziehungen waren nicht immer so gut. Obwohl vom SED-Staat massiv gefördert, kam die Freundschaft zwischen den „sozialistischen Brudervölkern“ nie so recht in Gang. Die „Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ war zwar die zweitgrößte Massenorganisation der DDR, aber sie brach krachend in sich zusammen, als die Mauer fiel und eine Mitgliedschaft nicht mehr vorteilhaft war.

Es ist den Russen nach 1945 – anders als den Westalliierten – nie gelungen, sich die Deutschen zu Freunden zu machen. Wesentlich für das schlechte Verhältnis         waren die Ereignisse im Jahr 1945. Der polnische Historiker Bogdan Musial hat jetzt ein Buch über „Stalins Beutezug“ geschrieben. Er beginnt mit der                  systematischen Zerstörung der deutschen Kulturgüter in den Ostgebieten: „In den ostdeutschen Gebieten haben die Sowjets weit mehr Kulturgüter und Kunstobjekte vernichtet als beschlagnahmt und abtransportiert. Den Rest erledigten die polnischen Plünderer, die den sowjetischen folgten, und vor allem die kommunistischen Behörden, welche die ‚deutschen Spuren‘ in den deutschen Ostgebieten syste­matisch tilgten.“

Weiter westlich war die „Befreiung“ mehr ein Raubzug, eine Art räuberisches Konjunkturprogramm zugunsten der Sowjetwirtschaft. Vom kleinen Soldaten, der portofrei seine Beute wie Armbanduhren und Schmuck nach Hause schicken konnte, bis zum großen General Schukow, dessen Moskauer Datscha nach dem Krieg einem Antiquitätenladen glich, plünderte die Rote Armee, was ihr in die Hände fiel.

Ob Museen oder Industrieanlagen, gerade in Berlin wurde vieles beschlagnahmt und in den Osten verbracht. Noch heute tauchen  immer wieder geraubte Kunstgegenstände auf. „Im gesamten Jahr 1945 grassierte in den Reihen der Roten Armee und des Geheimdienstapparates und unter den Apparatschiks das Beutefieber.“ Noch wichtiger als die Kunstschätze war die Demontage der Industrie, die Mitteldeutschland zusätzlich schwächte – was bis heute nachwirkt. Dadurch stieg die Sowjetunion zwar vorübergehend zur Weltmacht auf, verlor aber für Jahrzehnte die Sympathie der Deutschen. Das war ein schlechtes Geschäft.

„Stalins Beutezug“: Autor Bogdan Musial stellt sein Buch am 27. Juli um 19 Uhr in der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus (Nikolaikirchplatz 5-7, 10178 Berlin) vor, Eintritt: 2,50 Euro.


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