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24.07.10 / Der Geschichte verpflichtet / S.K.H. Prinz Michael von Preußen trägt einen großen Namen – und erzählt von seinen Vorfahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Der Geschichte verpflichtet
S.K.H. Prinz Michael von Preußen trägt einen großen Namen – und erzählt von seinen Vorfahren

S.K.H. Prinz Michael von Preußen gewährt in seinem neuen Buch „Zu Gast bei Preußens Königen“ einen intimen persönlichen Einblick in das Leben bei Hofe. Silke Osman nahm das Erscheinen des Buches zum Anlass, Prinz Michael von Preußen einige Fragen zu stellen.

PAZ: Im Luisen-Jahr erlebt Preußen eine Renaissance. Als Urenkel Kaiser Wilhelms II. tragen Sie Preußen in Ihrem Namen. Inwieweit bestimmt Preußen auch heute Ihren Alltag?

Prinz Michael von Preußen: Die Preußen-Renaissance setzte bereits mit dem Mauerfall 1989 ein. Auch wir, meine Frau und die beiden Töchter, nutzten die erstbeste Gelegenheit, endlich ohne Behinderung Potsdam besuchen zu können. Tausende von Mitmenschen hatten denselben Wunsch. Alle wollten die Wirkungsstätten Preußens wiedersehen oder neu entdecken. Mit jedem bedeutenden Preußendatum setzte übrigens eine neue Welle des Interesses an unserem vormals regierenden Kaiser- und Königshaus ein. Nach 1989 war es 2001 – 300 Jahre Preußen und Krönung des ersten Königs in Preußen Fried-rich I. Jetzt natürlich das Königin-Luise-Jahr, das große Begeisterung besonders der Berliner Bevölkerung hervorruft. Somit hat jedes Ereignis in Preußens Geschichte seine eigene Wirkung. Das nächste große Datum wird das Jahr 2012 sein, das 300. Todesjahr unseres bedeutenden Vorfahren Friedrich II., des Alten Fritz.

PAZ: Wo sehen Sie die Chance, jungen Menschen Preußen nahezubringen?

Prinz Michael von Preußen: Als Träger dieses großen Namens fühlen wir, meine Geschwister und ich, uns verpflichtet, Geschichte weiterzutragen. Als letzte Zeitzeugen stehen wir mitten im Geschehen, Geschichte etwas lebendiger darzustellen, ohne dabei mit dem berüchtigten Säbel zu rasseln. Durch persönliche Präsenz, Vorträge sowie die Verbreitung von schriftlichen Werken und Artikeln können wir einen Beitrag leisten, um am steigenden Interesse vor allem bei den jüngeren Menschen am Thema Preußen mitzuwirken. Erfreulicherweise wird ein Nachholbedürfnis dieses Teiles deutscher Geschichte an den Schulen durchaus sichtbar.

PAZ: Sie haben Ihre Kindheit in Cadinen bei Elbing verbracht. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Prinz Michael von Preußen: Kurz nach meiner Geburt im März 1940 zog es die Familie, meine Eltern, mein älterer Bruder Friedrich Wilhelm und ich, von Berlin nach Cadinen. Hier kamen 1942 und 1943 meine beiden Schwestern Kira und Marie Cécile zur Welt. Die unbeschwerte Kindheit dort dauerte bis zum Sommer 1944. Mein zweiter Bruder Lulu wurde schon auf der Flucht in Golzow geboren. Trotz der kurzen Zeit in Cadinen kann ich mich an einige Ereignisse noch genau erinnern. Mein Bruder und ich, damals vier und drei Jahre alt, gingen eines Tages auf Entdeckungsreise. Unser Verschwinden hatte nach einiger Zeit eine dörfliche Großfahndungsaktion ausgelöst. Schließlich wurden wir in der Dorfkirche entdeckt, wo wir es uns auf dem Thron des Kaisers gemütlich gemacht hatten. Im Triumphzug wurden wir Ausreißer mit Freude und großer Erleichterung durch das Dorf geleitet und wohlbehalten bei unseren Eltern abgeliefert. Ein anderes Erlebnis war allerdings wesentlich ernster. Meine Schwester Marie Cécile feierte ihren zweiten Geburtstag. Wir spielten in der Nähe des Gartenteichs. Plötzlich entdeckte meine Schwester ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Neugierig beugte sie sich weiter vor, um sich noch näher zu sehen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und landete im Wasser. Ich fing laut an zu schreien, mein Bruder fiel vor Schreck ins Gras. Glücklicherweise standen zwei Gärtner am Teich, die Algen entfernten. Gekonnt ergriff der eine meine Schwester am Kleidchen und sie war wieder an Land. Außer einem gehörigen Schrecken blieb nur die Erinnerung an einen „feuchten“ Geburtstag. Auch an Besuche meines geliebten Großvaters, des Kronprinzen, erinnere ich mich gerne. Die wenigen Jahre in unserer Heimat werden unvergessen bleiben.

PAZ: Mit Ihrem Buch „Zu Gast bei Preußens Königen“ haben Sie ein anschauliches, nicht unkritisches Bild der preußischen Hohenzollern gezeichnet. Was hat Sie an diesem Thema besonders gereizt?

Prinz Michael von Preußen: Da ich 2008 bereits das Buch „Auf den Spuren deutscher Monarchien“ herausgegeben habe, kamen mein Verleger Werner Schulte vom Lingen Verlag und ich auf die Idee, das Thema Preußen von einer ganz anderen Seite zu beleuchten. Während das erste Buch eine eher sachliche Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Länder, vor allem während der wilhelminischen Zeit, ist, sollte das neue Buch einen persönlichen, heiteren und unterhaltsamen Eindruck vom Leben „bei Hofe“ gewähren. Ein wenig Kritik durfte in der Betrachtungsweise nicht fehlen.

PAZ: Bestehen Pläne für weitere Publikationen?

Prinz Michael von Preußen: Mit Sicherheit werde ich mit Werner Schulte das Jahr 2012, das Friedrich-der-Große-Jahr, gebührend literarisch bedenken. Die Staufer und Wilhelm I. sind auch im Gespräch.


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