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24.07.10 / Sonderfall Belgien / Im Versailler Diktat ist die Regelung für Eupen-Malmedy einzigartig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

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Fachtagung in Neustrelitz zu Königin Luises Popularität

In Neustrelitz ist eine wissenschaftliche Fachtagung der Frage nachgegangen, weshalb Königin Luise sich auch zwei Jahrhunderte nach ihrem Tod noch außergewöhnlicher Popularität erfreut. Ausrichter der Veranstaltung war die Residenzstadt Neustrelitz in Zusammenarbeit mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Der Königin Namensbase Luise Schorn-Schütte von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität sprach in ihrem Referat von mehreren Phasen der Luisen-Erinnerung. Zum Anfang des 19. Jahrhunderts sei Luise eine Integrationsfigur der patriotischen Bewegung gewesen, bekannt für ein bürgerliches Eheideal ohne die Mätressenwirtschaft des Adels. Die zugewandte Fürsorglichkeit der Königin für ihre Kinder und für ihren Ehegatten, ihre stete Befürwortung des Widerstandes gegen die Maßlosigkeit der napoleonischen Eroberungspolitik und ihre Unterstützung der Reformbewegung hätten Schriftsteller wie Friedrich von Hardenberg (Novalis) oder Heinrich von Kleist eifrig an ihrer Legende wirken lassen.

Mit der Reichsgründung 1871 habe sich die Geschichtsschreibung geändert, was auch Theodor Fontane reichlich verdrossen habe. Luise hätte mehr unter der Phrasenhaftigkeit ihrer Verherrlicher gelitten als unter der Verleumdung ihrer Feinde. Insbesondere Heinrich von Treitschke habe in der Phase der imperialen Memoria die Rolle der Königin als Kaiserinmutter hervorgehoben. Auch sei eine starke antifranzösische Komponente nicht zu übersehen gewesen.

Der in der Weimarer Republik im Jahre 1923 gegründete Luisenbund habe an der antifranzösischen Linie festgehalten und dieses mit der Forderung der Wiederherstellung der deutschen Vorkriegsgrenzen verbunden. Der Luisenbund sei dann 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden, da diese keine Konkurrenz zum Bund Deutscher Mädchen hätten aufkommen lassen wollen.

Auf den 200. Geburtstag der preußischen Königin im Jahre 1976 habe es weder in der Bundesrepublik noch in der DDR eine Reaktion, geschweige denn eine Würdigung gegeben. Es hätte erst angelsächsischer Historiker bedurft, die Deutschen auf Trab zu bringen. Der 200. Todestag werde nun wieder gebührend begangen.

Ulrike Grunewald vom ZDF ging der Frage nach, warum gekrönte Häupter uns heute noch interessieren. Es seien die gewaltigen Requisiten, die Übertreibung des Normalen, so die von ihr vertretene These, was viele Zuschauer anspreche.

Das war zwar ganz interessant, aber rational erklären konnten die Referenten dieser Fachtagung die ungewöhnliche Beliebtheit der Königin auch nicht. Liebe ist eben nicht vollständig erklärbar. Hans-Joachim Nehring


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