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31.07.10 / Rätsel Afghanistan / Warum wird der hoffnungslose Isaf-Einsatz fortgesetzt? – Die Rolle Pakistans

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Rätsel Afghanistan
Warum wird der hoffnungslose Isaf-Einsatz fortgesetzt? – Die Rolle Pakistans

Fast 92000 Seiten bislang geheimer Dokumente über den Afghanistankrieg sind durchgesickert. Sie bekräftigen eindrucksvoll, dass dieser Konflikt für die Nato nicht zu gewinnen ist. Die Atommacht Pakistan spielt am Hindukusch offenbar mit gezinkten Karten.

Zweifel an der Echtheit der im Internet auf „Wikileaks“ publizierten Dokumente des US-Militärs aus den Jahren 2004 bis 2009 gibt es nicht. Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung bestritt die Echtheit der Papiere nicht, sondern bezeichnete nur ihrer Veröffentlichung als unverantwortlich. Wikileaks-Gründer Julian Assange, der offenbar untergetaucht ist, betonte hingegen, die Dokumente seien so ausgewählt, dass niemand gefährdet werde. Ungeachtet der Frage, wie das bei der riesigen Fülle des Materials genau möglich sein soll, kann man das auch als Drohung lesen: Wir haben noch viel mehr.

Während die Echtheit des Materials gesichert ist, wird über die Interpretation umso mehr gestritten.  Mehrere linke Politiker forderten Aufklärung über Dinge, die zum Großteil längst bekannt sind, etwa über die US-Politik gezielter Angriffe gegen Taliban-Kommandeure. Subtil fragte ein Grünen-Politiker sinngemäß, ob und wie diese Politik von der Bundeswehr unterstützt werde.

Andere Fragen erscheinen dringender. Wer hat ein Interesse an der Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt? Vor allem aber: Da der Krieg in Afghanistan offenbar nicht zu gewinnen ist, warum wird er dennoch fortgesetzt? Was Ende 2001 als quasi humanitärer Einsatz zur Befreiung der Afghanen vom Joch der Taliban begonnen wurde, ist zu einem ziemlich schmutzigen Krieg zur Stabilisierung eines korrupten Regimes geworden. Niemand kann überzeugend erklären, warum der Westen mit einer unter derartigen Kosten leidlich stabilisierten Regierung Karzai besser fährt als mit einem sich selbst überlassenen Afghanistan, in dem wie in früheren Zeiten mit geheimdienstlichen Mitteln Risiken für die Sicherheit des Westens minimiert werden. Dass es darum geht, Al-Kaida Raum für Trainingslager zu entziehen, überzeugt kaum, denn diesen hat sie längst anderswo, vor allem in Pakistan.

Apropos Pakistan: Bildet Islamabad den Schlüssel zur Erklärung der absurd anmutenden Fortsetzung des Isaf-Mandates? Die neuen Dokumente bestätigen vielfach, dass die Taliban weiterhin aus Pakistan gesponsert werden, und es ist ausgeschlossen, dass man in Washington und Berlin über dieses Verhalten des nominellen Verbündeten nicht seit langem bescheid weiß.

Zu Recht fordern Mitglieder des US-Kongress Aufklärung über die genaue Rolle Pakistans in diesem Konflikt. Ist es womöglich schon der eigentliche Gegner der USA, die verhindern wollen, dass diese De-facto-Atommacht mit bereits fast 180 Millionen Einwohnern noch mächtiger wird? Das wäre nachvollziehbar und erscheint nicht einmal illegitim. Wenn es so wäre, könnte die Politik es offen sagen.           Konrad Badenheuer


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