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31.07.10 / Abschiedserfolg / Historische Wahrheit in NRW: Geht doch!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Abschiedserfolg
Historische Wahrheit in NRW: Geht doch!

Die ansonsten den Heimatvertriebenen gegenüber finanziell großzügige Landesregierung Rüttgers hatte in den letzten beiden Jahren bisweilen ihre vertriebenenpolitische Ernsthaftigkeit selbst infrage gestellt, indem sie sogar in eigenen Publikationen Feststellungen hinnahm wie: „Während des Krieges leben etwa zehn Millionen Deutsche in Polen (Ostpreußen, … und anderen Gebieten).“ Nun hat die alte Landesregierung doch noch kurz vor ihrem Abgang für Eindeutigkeit sorgen wollen: Die Landeszentrale für politische Bildung hat jüngst die neue Lehrerhandreichung „Flucht und Vertreibung“ (http://www.politische-bildung.nrw.de/print/00472) veröffentlicht, die die historischen Zusammenhänge profund darstellt: Thorsten Altena stellt das 20. Jahrhundert als Jahrhundert von Flucht und Vertreibung dar, wobei er Sachverhalte präzise benennt, ohne historische Zusammenhänge überzustrapazieren. Näherer Ausführungen hätte es lediglich zur Rolle von Eduard Benesch beim „Anschluss“ des Sudetenlandes bedurft. Wenngleich der zweite Aufsatz – zur Zwangsmigration der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg – in der Präzision hinter dem ersten zurückbleibt, hat auch er eine Reihe von Vorzügen, da der Verfasser, Stephan Kaiser, keineswegs versucht, die Gesamtproblematik zu marginalisieren, sondern die Kontroverse über die Ereignisse um den Bromberger Blutsonntag anschneidet und auf völkerrechtliche Aspekte eingeht. Zwei Aufsätze zur Integrationsgeschichte der Vertriebenen in NRW setzen die hohe wissenschaftliche Qualität fort, obwohl bisweilen jenseits der einschlägigen Passagen die staatsrechtliche Stellung Ostdeutschlands nach 1945 missverständlich erscheint. 

Diese Publikation ist nicht nur ein positives Ergebnis schwarz-gelber Vertriebenenkulturpolitik in Nordrhein-Westfalen, vielmehr kann sie als Maßstab dienen, an dem sich die neue Minderheitenregierung in dieser Hinsicht wird messen lassen müssen. So richtig die Forderung nach einem neuen Politikstil auch sein mag – vor allem Bildungsministerin Sylvia Löhrmann sei ans Herz gelegt, neben anderem auch diesen Erfolg ihrer Vorgänger nicht einem voreiligen Kehraus zu opfern.             T.A.F.


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