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31.07.10 / Erbe für die Ewigkeit / Der Direktor des Kulturzentrums in Ellingen blickt positiv in die Zukunft des Museums, das die Geschichte Ostpreußens zeigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Erbe für die Ewigkeit
Der Direktor des Kulturzentrums in Ellingen blickt positiv in die Zukunft des Museums, das die Geschichte Ostpreußens zeigt

25 Jahre ist Wolfgang Freyberg  nun im Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen tätig. Der PAZ erzählt er, worauf er stolz ist und was er noch bewegen will.

PAZ: Das von Ihnen geleitete Kulturzentrum Ostpreußen belegt inzwischen den gesamten Westflügel der Residenz Ellingen. War das schon immer so?

Wolfgang Freyberg: Als ich 1985 nach Ellingen kam, bestand das Kulturzentrum lediglich aus Räumen im Erdgeschoss. Die Einrichtung hatte überhaupt nicht den Standard, den sie heute besitzt.

PAZ: Hatten Sie selbst in Anbetracht der damaligen eher beengten Räumlichkeiten je an eine Dauerstellung Ihrerseits gedacht oder eher an eine berufliche Zwischenstation?

Freyberg: Ich kam mit Tatendrang und Elan nach Ellingen, um hier Neues zu schaffen und mich nicht mit der vorhandenen Situation zufrieden zu geben. Schnell entwickelten sich Vorstellungen, wie die Einrichtung in Zukunft aussehen könnte. Hier sind natürlich immer günstige Entwicklungen wichtig, der Zufluss von entsprechenden Exponaten und eben die Zusammenarbeit mit den entscheidenden Stellen. Hier muss man a) die Landsmannschaft Ostpreußen, b) das Arbeits- und Sozialministerium in München und c) die Bayerische Schlösserverwaltung nennen, die in einem Zusammenspiel die Sanierung des Westflügels erst möglich machten. Allerdings war damals schon zu sehen, dass wir, was die finanziellen Möglichkeiten anbetrifft, nie auf Rosen gebettet sein würden. Aber es war immer möglich, vernünftige Dinge zu machen.

PAZ: Gibt es Pläne zur Erweiterung des Kulturzentrums Ostpreußen?

Freyberg: Man erkennt sofort, dass die Besucher beim Betreten des Schlosses keinen direkten Kontakt zum Kulturzentrum haben. Man muss sich erst durch den Südflügel in den Westflügel „vorarbeiten“. Das bedeutet, dass eine räumliche Fortentwicklung in Richtung Südflügel wünschenswert wäre. Jetzt wäre dies möglich, da die Kastellanwohnung leer steht. Von einer Erweiterung verspreche ich mir eine erheblich verbesserte Eingangssituation, denn sie würde dazu führen, die Einrichtung für Besucher attraktiv zu machen, die nicht zielgerichtet ins Kulturzentrum kommen, sondern sich spontan zu einem Besuch der Einrichtung entscheiden. In neuen Räumen könnten wir mit moderner Technik, Multivision und Ähnlichem natürlich einiges machen.

PAZ: Dank Ihrer zahlreichen Ausstellungen und Aktionen haben Sie heute zum Teil ein Stammpublikum. Es kommen aber auch immer mehr Neuinteressierte in das Kulturzentrum. Was sind die Beweggründe dieser Besucher?

Freyberg: Die Neuinteressierten muss man in zwei Gruppen teilen. Das sind erstens Besucher, die kulturelles Interesse haben, das über die Region hinausgeht, also allgemein Kulturinteressierte. Diese versuchen wir natürlich gezielt anzusprechen. Unsere Ausstellungen sind nicht immer nur von einer reinen Ostpreußenthematik, sondern wir haben auch Künstler der Region ausgestellt. Dazu haben wir auch Ausstellungen gemacht, die sich mit der Region und deren Verbindungen mit dem Deutschen Orden beschäftigen. Dieses ist durchaus eine Thematik, die man sonst hier in der Region in dieser Art nicht findet. Die zweite Gruppe sind Interessierte, die über unsere Werbung speziell im ostpreußischen Bereich, aber auch über das Internet bundesweit läuft, von unserer Einrichtung erfahren. Man merkt dies eindeutig in unserem Gästebuch an den Eintragungen, bei denen die Besucher ihren Wohnort meistens mitteilen. Wir sind also eine Einrichtung, die Gäste bundesweit und darüber hinaus hat und die für die Thematik sehr starkes Interesse haben, verbunden mit den unterschiedlichsten persönlichen Beweggründen.

PAZ: Sie nutzen auch sehr intensiv die Kooperation mit den Museen in den historischen deutschen Ostgebieten. Wie werden Sie dort persönlich als Partner geschätzt?

Freyberg: Die Besuche bei den Kollegen vor Ort sind immer Höhepunkte im jährlichen Programm. Wir haben uns im Laufe der Zeit ein sehr gutes Image erarbeitet. Die litauischen, russischen und polnischen Kollegen wissen, dass wir historisch exakt arbeiten, dass wir nichts verkleistern, aber auch nichts verschweigen, dass wir zur Geschichte stehen, aber nicht nur die Geschichte, sondern darüber hinaus auch Kunstausstellungen vor Ort präsentieren. Ich habe zu vielen der Museumskollegen im Laufe der Jahre doch eine sehr gute Beziehung aufgebaut.

PAZ: Eine kleine „Außenstelle“ des Kulturzentrums wurde vor kurzem im Altvaterturm in Thüringen eingerichtet. Wer betreut diese vor Ort und welchen Nutzen für die Bewahrung der Geschichte versprechen Sie sich davon?

Freyberg: Unser Ostpreußenzimmer im Altvaterturm wurde von uns mit einer Ausstellung ausgestattet, die über ostpreußische Geschichte, Kultur und Landschaft, aber auch über Flucht und Vertreibung informiert. Dieses Ostpreußenzimmer im siebten Stock des Turmes wurde von uns komplett konzipiert und eingerichtet. Dazu gibt es dort auch Informationsmaterial. Die Pflege vor Ort wird vom Betreuer beziehungsweise Hausmeister des Vereins, der den Turm betreibt, übernommen.

PAZ: Verraten Sie uns doch noch etwas über Ihre geplanten Projekte in der nahen Zukunft?

Freyberg: Wichtig bleibt für uns, das Thema „Deutscher Orden“ nicht aus den Augen zu verlieren und die europäische Dimension der Ordensgeschichte deutlich zu machen. Hier ist sicherlich noch einiges zu tun. In mittlerer Zukunft gibt es das Projekt 1914/2014, also 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Dieses wird in ganz Deutschland in einigen Jahren ein großes Medienecho beziehungsweise Ausstellungsecho haben. Daran werden wir uns selbstverständlich beteiligen. Ich möchte an dieser Stelle gern betonen, dass die Zusammenarbeit mit dem Ostpreußischen Landesmuseum unter dem neuen Direktor hervorragend funktioniert.

PAZ: Was könnte man Ihrer Ansicht nach tun, um die Völkerverständigung noch zu verbessern?

Freyberg: Um die Völkerverständigung zu verbessern, ist es für mich ganz wichtig, den Austausch zu fördern. Hier darf keine Einbahnstraße entstehen, bei der nur die Deutschen irgendwo etwas hinbringen, sondern es muss auch umgekehrt funktionieren. Diese Projekte sollten allerdings finanziell entsprechend unterfüttert werden. Man kann auf manches andere vielleicht verzichten, aber gerade der Austausch von Personal erscheint mir sehr sinnvoll. In diesem Bereich gäbe es sicherlich mehr Möglichkeiten, um etwa die sprachliche Kompetenz zu fördern. Wir haben die Generation der Menschen einfach nicht mehr, die in beiden Kulturen groß geworden ist oder eben nur noch eine sehr beschränkte Anzahl. Hier sind alte Fähigkeiten wieder neu zu lernen.

PAZ: Zum guten Schluss … Wird das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen auch bestehen bleiben können, wenn von den einst selbst Vertriebenen keiner mehr unter uns weilen wird?

Freyberg: Ich bin überzeugt, dass das Kulturzentrum einen hohen Stellenwert hat. Speziell im November, wenn wir unseren Herbstmarkt haben, ist fast ganz Ellingen bei uns. Was die Bedeutung des Kulturzentrums Ostpreußen betrifft, glaube ich, dass es kulturell interessierte Personen auch in Zukunft geben wird. Das erfordert auch, dass man diese Einrichtungen entsprechend ausstattet. Zudem ist Personal nötig, das immer auf dem neuesten Stand ist. Es kann sich jeder davon überzeugen, dass wir in Ellingen engagierte und kompetente Mitarbeiter haben.


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