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07.08.10 / Pionierin der modernen Krankenpflege / Vor 100 Jahren starb die Engländerin Florence Nightingale, die »Dame mit der Lampe«, der »Engel der Barmherzigkeit«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Pionierin der modernen Krankenpflege
Vor 100 Jahren starb die Engländerin Florence Nightingale, die »Dame mit der Lampe«, der »Engel der Barmherzigkeit«

Krankenpflege ist eine der schönsten Künste“, so lautet ein verkürztes Zitat von Florence Nightingale, die ihre Lebensaufgabe darin sah, „Schwester“ aller Kranken und Leidenden zu sein. Bekannt wurde sie als „Lady with the lamp“ (Dame mit der Lampe), und noch heute wird sie als Organisatorin der britischen Krankenpflege verehrt.

Geboren wurde Florence Nightingale am 12. Mai 1820 in Florenz während einer mehrjährigen Reise ihrer Eltern nach Italien. Ebenso wie ihre ältere Schwester erhielt sie den Namen der Stadt, in der sie zur Welt kam.

Nach der Rückkehr in die Heimat Großbritannien wuchs Florence in Derbyshire sowie in Hamp­shire auf. William Edward Nightingale wollte seine Töchter in einem liberalen Sinne erzogen sehen und unterrichtete sie selbst, unterstützt durch eine Hauslehrerin.

Florence rebellierte sehr früh gegen den Lebensweg als treue Ehefrau, den die gesellschaftlichen Konventionen ihr eigentlich vorschrieben. Sie empfand vor allem die Gesundheitsfürsorge für arme Bevölkerungsschichten als katastrophal und beschloss, hier aktiv zu werden. Ihre Entscheidung teilte sie der Familie erst als 25-Jährige mit, wohlwissend, dass die sich dem Vorhaben entgegenstellen würde. Nightingale jedoch fühlte sich durch eine „göttliche Inspiration“ hierzu berufen und ließ sich nicht davon abbringen. 1851 absolvierte sie in der Diakonie von Kaiserswerth eine dreimonatige Ausbildung in der Krankenpflege. Hier lernte sie auch die Bedeutung der planmäßigen Organisation von Krankenhäusern und der nachhaltigen Ausbildung der Pflegekräfte kennen und schätzen. Von Kaiserswerth zog Florence Nightingale weiter nach Paris, wo sie die Pflegemethoden der „Barmherzigen Schwestern“ (Vinzentinerinnen), studierte. 1853 übertrug man ihr die Leitung von einem Sanatorium für kranke Gouvernanten in London.

Im selben Jahr wurde sie durch die „Times“ auf die katastrophale Situation der im Krimkrieg verwundeten britischen Soldaten aufmerksam. Nightingale bot der Regierung ihre Hilfe an. Mit 38 Krankenschwestern brach sie am 21. Oktober 1854 in Richtung Krim auf. Ziel war das Lazarett von Scutari in Üsküdar. Hier waren die Kranken häufig nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt. Mit unermüdlichem Einsatz und großer Willenskraft erleichterte Nightingale dort das Schicksal der über 5000 Verwundeten. In den folgenden Monaten vergrößerte sie die Gruppe der Krankenschwestern und Helferinnen auf 125 Pflegekräfte. Widerstand schlug ihr vor allem durch das Militär entgegen, das ihr Eintreffen als Einmischung einer Zivilperson in militärische Angelegenheiten empfand. Wegen der Anforderungen, die der tägliche Kampf um Verbesserungen der Ernährung und Infrastruktur mit sich brachten, kam sie oft erst abends im Dunkeln dazu, selbst noch nach den Kranken zu sehen, was ihr den Spitznamen „Dame mit der Lampe“ einbrachte.

Als sie schließlich selbst schwer erkrankte – vermutlich am Krim-Kongo-Fieber – musste sie die Krim verlassen. Bei ihrer Rückkehr am 7. August 1857 hatte sie in England so große Bekanntheit erlangt, dass sie dort die zweitberühmteste Frau direkt nach Königin Victoria war.

1858 wurde die mathematisch hoch begabte Nightingale, die auch als Pionierin der Anwendung statistischer Hilfsmittel im Bereich der Epidemiologie und der visuellen Darstellung mathematisch-statistischer Zusammenhänge gilt, als erste Frau in die Royal Statistical Society berufen. Später wurde sie auch Ehrenmitglied der American Statistical Association.

Eine größere Geldspende verwendete sie für die Gründung der Florence-Nightingale-Stiftung und die Einrichtung einer Krankenpflegeschule am St. Thomas Hospital in London. Ihr Engagement für eine solide Ausbildung führte dazu, dass der Beruf der Krankenpflegerinnen weltweit eine Aufwertung erfuhr. 1859 und 1860 veröffentlichte sie ihre Erfahrungen aus der Krankenpflege und ihre pflegerischen Grundsätze. Ebenso wurde sie Mitentwicklerin der Idee der Gemeindeschwestern, die man in der häuslichen Krankenpflege bei Armen einsetzte. 1861 folgte die Gründung einer Hebammenschule am Kings College Hospital in London. In den nächsten Jahrzehnten war sie eine kritische Beobachterin und Ratgeberin im Gesundheitswesen. Am 22. August 1864 wurde auf Initiative von Henry Dunant das Rote Kreuz gegründet, woran Nightingale einen großen Anteil hatte.

Neben der Krankenpflege kümmerte sie sich auch um die soziale Not der Menschen. Aus diesen Bemühungen entwickelten sich später die nichtkonfessionellen britischen Sozialdienste. Ihre Arbeit würdigte man mit der Stiftung der „Florence-Nightingale-Medaille“; 1907 zeichnete man sie mit dem britischen Verdienstorden „Order of Merit“ aus.

Florence Nightingale starb am 13. August 1910 im Alter von 90 Jahren in London. Seit 1963 erinnern Pflegekräfte jedes Jahr mit einem Internationalen Tag der Pflege an den Geburtstag der Virtuosin; 1975 erhielt das Diakonissenkrankenhaus in Kaiserswerth ihr zu Ehren den Namen „Florence Nightingale Krankenhaus“. Corinna Weinert


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