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07.08.10 / Auch Kaiser Wilhelm II. spendete / Rettung der Lüneburger Heide: Der Dichter Hermann Löns und Pastor Wilhelm Bode hatten ein gemeinsames Ziel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Auch Kaiser Wilhelm II. spendete
Rettung der Lüneburger Heide: Der Dichter Hermann Löns und Pastor Wilhelm Bode hatten ein gemeinsames Ziel

Es war schon überraschend, dass nach Kenntnis berufener Fachkreise der aus Westpreußen stammende Dichter Hermann Löns und der Retter der Lüneburger Heide, der „Heidepastor“ Wilhelm Bode, einander  nicht gekannt haben sollen. Eine kleine Postkarte im Celler Stadtarchiv belegt das Gegenteil: Löns und Bode kannten sich doch.

Während Hermann Löns (1866–1916) schon zu Lebzeiten berühmt war und die Einzigartigkeit der Lüneburger Heide in die Herzen der Menschen geschrieben hat, ist es Wilhelm Bode zu verdanken, dass man heute Löns Beschreibungen der Heide noch selbst erleben und erfahren kann.

Die Lüneburger Heide hat selbst jenseits der Heideblütenzeit gegen Ende August noch immer ihr romantisches Gesicht. Ausgedehnte Wanderwege öffnen den Blick auf zwischen Heide und Wacholdersträuchern grasende Heidschnucken und auf runenverzierte Löns-Gedenksteine. Kern des Naturschutzparks Lüneburger Heide zwischen Egestorf (an der A 7) und Schneverdingen ist das Gebiet rund um das beschauliche Heidedorf Wilsede, das auch heute noch nur zu Fuß, mit dem Rad, zu Pferde oder per regelmäßig verkehrender Kutsche zu erreichen ist. Der zweifellos schönste Weg von Egestorf nach Wilsede führt  über den Pastor-Bode-Weg.

Wilhelm Bode wurde als Sohn eines Seminaroberlehrers am 20. Oktober 1860 in Lüneburg geboren und hat in Göttingen und Straßburg evangelische Theologie studiert. Nach dem Studium zog es ihn zunächst als Hauslehrer der Familie von Manteuffel nach Kurland. 1886 nahm er dann die Stelle als Pastor in Egestorf an.

Die Heideböden sind karg und verschaffen den Menschen der Region keine Reichtümer. Bode wollte jedermann zumindest zu einer soliden Grundlage verhelfen und gründete 1888 die Spar- und Darlehnskasse Egestorf, eine der ersten Kreditgenossenschaften in der Provinz Hannover. Er wurde für 21 Jahre der erste Geschäftsführer und Rendant der heutigen Volksbank Nordheide. „In seiner Gemeinde sollte es, wie er sagte, keine Magd geben, die nicht neben dem Neuen Testament ein Sparbuch in der Truhe hätte“, erinnerte sich später sein Kantor Heinrich Schulz.

Das Geschäft florierte und Bode nutzte die Überschüsse für den Bau eines Doktorhauses. Er wurde zudem Mitbegründer des einzigen noch heute in Deutschland bestehenden genossenschaftlichen Krankenhauses in Salzhausen.

Die langfristige Erhaltung der typischen Heidelandschaft ist unbestritten Bodes Hauptverdienst: Während Löns sich schreibend für den Erhalt der Natur einsetzte, wirkte Bode praktisch. In Münster fand er einen Geldgeber und erwarb 1906 zunächst den Totengrund bei Wilsede, die Keimzelle des heutigen Naturschutzparks. Die Sorge um die Heide einte Löns und Bode und führte die beiden auch zusammen. Jürgen A. Schulz entdeckte jetzt im Celler Stadtarchiv eine von Löns an Bode gerichtete Postkarte vom 30. März 1911 mit kurzer Botschaft: „Schönen Dank für die schöne Karte. Vielleicht drücken wir unseren Plan doch noch durch. Es grüßt sie schönstens Ihr H. Löns.“

Bode gehörte zu den Mitbegründern des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide, für dessen Gründung sich auch Löns eingesetzt hatte. 1910 kaufte Bode mit Hilfe großzügiger Spender, darunter auch Kaiser Wilhelm II., den Wilseder Berg sowie weitere Heideflächen für 100000 Goldmark. Als die Preußische Regierung am 29. Dezember 1921 das Gebiet rund um den Wilseder Berg in einem Umfang von vier Quadratmeilen zum Naturschutzpark erklärte, hatte Bode sein Ziel erreicht. Der Heidepastor starb am 10. Juni 1927 in Wilsede im Alter von 67 Jahren. Bernd G. Hierholzer


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