27.04.2024

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07.08.10 / Gespräch mit Karla Schefter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Gespräch mit Karla Schefter

PAZ: Hat sich Ihre Lage seit dem Sturz der Taliban-Regierung geändert?

Karla Schefter: Die Klinik ist nicht betroffen, sie wird weiterhin von der Bevölkerung akzeptiert. Im Juni mussten wir über 1000 Patienten stationär und über 8000 ambulant behandeln. Und das bei einem 60-Betten-Haus.

PAZ: Wie schafft man denn das?

Schefter: Nun, da müssen kleine Kinder sich schon mal ein Bett zu dritt teilen, außerdem werden Feldbetten und Zelten aufgestellt. In diesen heißen Monaten leiden die Menschen vor allem an Durchfallerkrankungen, an Typhus oder der Ruhr.

PAZ: Sie sind noch weiterhin regelmäßig in Afghanistan?

Schefter: Ja, am 20. September fliege ich wieder hin. Nun aber nach Kabul. Da ist es ein wenig sicherer. Man muss aufpassen, dass man nicht entführt wird. Nicht nur als Ausländer. In Kabul habe ich ein Zimmer, wo ich Büroarbeiten erledigen kann. Ein richtiges Büro können wir uns nicht leisten. Die Mieten dort sind einfach zu hoch.

PAZ: Wie ist es um das Ansehen der Deutschen bestellt, die früher doch sehr beliebt waren?

Schefter: Das Ansehen ist sehr gesunken. Die Deutschen sind Soldaten und gehören zur Nato, und die bringen auch Zivilisten um, so einfach sehen das viele Afghanen. Und doch meine ich, dass das Militär zu diesem Zeitpunkt nicht aus Afghanistan raus gehen sollte. Es würde in einen Krieg ausarten.

PAZ: Sehen Sie einen Ausweg?

Schefter: Es gibt kein Patentrezept für Afghanistan. Man hat nie aus der Geschichte gelernt. Ein Türke hat mir einmal gesagt: Sie kennen mich nicht, aber sie wollen mich ändern. Das ist ein Satz, den ich auch auf Afghanistan beziehen möchte.

PAZ: Was treibt Sie an, sich mehr als 20 Jahre so für dieses ferne Land einzusetzen?

Schefter: Ich wollte damals nur ein Jahr dort bleiben. Ich bin als kleines Kind aus Ostpreußen geflohen und ich kenne Armut. Ich weiß auch, wie es ist, nicht willkommen zu sein. Die Menschen dort brauchen Hilfe. Ich weiß, ich kann nicht ganz Afghanistan retten, doch ich gehe immer wieder dort hin, weil es um die Menschen geht.   Os


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