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14.08.10 / Asphaltstrahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Asphaltstrahlen
von Harald Fourier

Am Montagabend wollte ich einen Freund in der Stargarder Straße abholen, doch die Straße war gesperrt. Blaulicht. Ein Riesenaufgebot an Polizei, Feuerwehr und THW. Hier muss was Großes im Gange sein, dachte ich mir. Tatsächlich:  Im Prenzlauer Berg war in dieser Woche Strahlenalarm. Mitten in diesem Zuzugsgebiet für „Ökoschwaben“ – so werden die westdeutschen Neulinge hier genannt – tritt radioaktive Strahlung aus.

Genau dort also, wo die Grünen bei der Bundestagswahl stärkste Partei von allen geworden sind. Die Reaktionen kann sich ja jeder vorstellen: Bleiches Entsetzen unter den Anwohnern. Vergessen sind der Klimawandel oder Naturkatastrophen dieses Sommers von Moskau bis Pakistan: Die Gefahr ist viel näher, als wir alle dachten!

Was war geschehen? Am Sonntag wurde bei einer „Routineprüfung“ eine erhöhte     Radioaktivität gemessen. Zunächst wurde vermutet, die Strahlung gehe von einem Auto aus. Ein Anschlag? Ein Uran-Schmuggler? Wie sich aber schnell herausstellte, war das Auto nicht die Quelle der Strahlung, sondern das Erdreich darunter. Irgendwo im Boden strahlt etwas zehn Millisievert ab. Wer eine halbe Minute an der Stelle steht, der bekommt soviel Strahlung ab, wie bei einem Flug von Frankfurt nach Tokio. In der Luft ist die Konzentration höher. Die Strahlung ist  also messbar, aber nicht wirklich gefährlich. Dazu müsste jemand sehr, sehr lange schon genau an der Stelle sitzen bleiben, mitten auf der Straße, wo sich bislang noch niemand hingesetzt hatte.

Trotzdem wurde eine Aktion gestartet, als befände sich ein kleines Tschernobyl im     Asphalt: Eine Bleiplatte wurde auf die Stelle gelegt, dann noch ein Fahrzeug draufgestellt. Am Abend kam ein Katastrophenkommando, sperrte die Straße ab, baute ein Zelt auf. Viele sowieso schon verunsicherte Anwohner und Passanten kriegten jetzt richtig Panik. Die Zeitungen und das Radio haben den ganzen Tag über den Strahlenalarm berichtet. „Wie? Das ist hier? Dann schnell weg!“, fluchte ein Mann mit Zopf. Als dann in der aufgebrochenen Straße ein kleines Messgerät gefunden wurde, das Cäsium 137 abstrahlt, waren alle sehr erleichtert. Wie der Gegenstand, nicht größer als eine Zigarette, dort hingekommen ist, weiß niemand. Vielleicht ist es bei Bauarbeiten verlorengegangen.

Ich frage mich: Was für eine Routine­prüfung soll das gewesen sein? Kann es sein, dass im Prenzlauer Berg Leute regelmäßig mit einem Geigerzähler durch ihren Kiez   gehen und schauen, ob irgendwo Radioaktivität austritt? Ich vermute, das ist eine echte Geschäftsidee: Einen Laden aufmachen, der Geigerzähler verkauft. Damit kann man sich jetzt eine grün-goldene Nase verdienen.


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