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14.08.10 / »Edelster Ladenhüter« / Potsdams Palais Lichtenau sucht abermals einen neuen Besitzer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

»Edelster Ladenhüter«
Potsdams Palais Lichtenau sucht abermals einen neuen Besitzer

Das Palais Lichtenau in Potsdam gilt deutschlandweit als herausragendes Beispiel früher klassizistischer Architektur und ist doch ein Sanierungsfall. Aus den weitgehend erhalten gebliebenen Innenräumen blickt man auf Marmorpalais und Heiligen See. Der außen eher schlichte Bau am Neuen Garten ist eigentlich eine Top-Adresse. Doch jetzt soll der einstige Alterssitz einer königlichen Geliebten wieder einmal einen neuen Besitzer bekommen – manch vorigen hat er ruiniert.

König Friedrich Wilhelm II. (1786–97) ließ das Palais einst für seine Geliebte, Wilhelmine Enke, Tochter eines Trompeters, erbauen. Er hatte die Bürgerliche als Kronprinz kennen- und heimlich lieben gelernt. Als das dreigeschossige Palais nach gut einem Jahr Bauzeit 1797 fertiggestellt war, hatte sich die Beziehung der beiden längst zur Freundschaft gewandelt, Wilhelmine dem König zwei Söhne geboren und – anstandshalber – seinen Kämmerer geheiratet. Da der König noch im Jahr der Fertigstellung starb, umwallt den Bau ein trauriger Hauch. Wilhelmine hatte nur zwei Monate lang etwas von den Räumen, der Thronfolger ließ sie noch im selben Jahr verhaften. Der Vorwurf der Verschwendung lastet seither auf ihr und dem Bau der Architekten Michael Philipp Boumann und Carl Gotthard Langhans. Als Wilhelmine aus schlesischer Verbannung zurück­kehrte, zog sie nach Berlin und konnte ihren Ruhesitz keinen Tag mehr genießen.

Ähnlich wenig Freude haben seit Jahren Investoren. Jetzt will sich Viola von Hohenzollern von dem Haus trennen. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin der Theis Kaltwalzwerke mit Sitz in Hagen. Die Firma wollte das Palais ab 2007 als repräsentativen Sitz ausgestalten. Der Sanierungsaufwand, der auf rund drei Millionen Euro geschätzt wird, und die Auflagen des Denkmalschutzes, welche Anbauten erschweren, sind nicht die einzigen Gründe, warum das Haus nun wieder zum Verkauf steht. Im Zuge der Wirtschaftskrise ist der aufwendige Umbau für den Konzern offenbar nicht mehr vertretbar, die Firma musste Insolvenz anmelden. Offiziell heißt es, man nehme Angebote entgegen. Statt Schulungs- und Empfangsort zu werden, bleibt das Palais nun Baustelle. Schon die Sanierung als Standesamt nach dem Ende der DDR war fehlgeschlagen. Nun wird es wieder seinem Ruf gerecht, „edelster Ladenhüter unter den Potsdamer Denkmalen“ zu sein. SV


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