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14.08.10 / Friedrichs trickreichster Sieg / Bei Liegnitz schlug der Preußenkönig mit 16000 Mann einen doppelt so starken Gegner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Friedrichs trickreichster Sieg
Bei Liegnitz schlug der Preußenkönig mit 16000 Mann einen doppelt so starken Gegner

Von den 15 Schlachten, die Friedrich der Große in den drei Schlesischen Kriegen selbst geschlagen hat, hat er nur drei verloren: Die Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757, die von Hochkirch am 14. Oktober 1758 und die von Kunersdorf am 12. August 1759. Immer hat er seine Truppen angreifen lassen; nur einmal wurde er selbst bei Hochkirch überraschend angegriffen. Die Schlacht bei Liegnitz vom 15. August 1760 war seine trick­reichste.

Im letzten und längsten der Schlesischen Kriege, dem Siebenjährigen, hatte Friedrich II. nach der verheerenden Niederlage bei Kunersdorf seine bisherige Strategie aufgegeben, die auf die Vernichtung eines seiner Feinde ausgerichtet war. Doch auch Friedrichs österreichischer Gegner verhielt sich fürs erste ruhig. Wien wollte zunächst den Anmarsch der Russen an die Oder abwarten, um dann mit vereinten Kräften die Preußen anzugreifen. Es war dann Ernst Gideon von Laudon, welcher die Initiative ergriff. Der österreichische General war der erfolgreichste Angreifer in der Armee Maria Theresias und eine ausgeprägte militärische Begabung. Am 23. Juni 1760 gelang es ihm, Generalleutnant Heinrich August de la Motte Fouqué, der mit seinem kleinen Korps Schlesien verteidigen sollte, bei Landeshut zu schlagen. Danach eroberte Laudon am 26. Juli 1760 die Festung Glatz. Friedrich, der mit 40000 Mann in Sachsen stand, eilte daraufhin mit seinen Truppen nach Schlesien. Die österreichische Hauptarmee unter dem Feldmarschall Leopold Joseph von Daun folgte ihm mit 78400 Mann.

Am Vorabend der Schlacht befand sich das Lager des Königs mit 26750 Mann südwestlich der Stadt Liegnitz; der Fluss Katzbach lag östlich. Sein Vorhaben, sich mit den Truppen seines Bruders Prinz Heinrich, der östlich der Oder in der Neumark mit 35000 Mann den Russen entgegentreten sollte, zu vereinigen, wurde dadurch behindert, dass sich der General Laudon mit 32000 Österreichern nordöstlich genau zwischen Liegnitz und der Oder postiert hatte. Auf der anderen Seite hatte sich die österreichische Hauptarmee von Daun südlich und südöstlich von den Preußen postiert. Daun wollte mit seinen überlegenen Truppen einen Ring um die Armee des Königs ziehen, die Preußen besiegen und den Krieg auf diese Weise beenden. Er hatte durch das Heranziehen eines weiteren Korps unter General Franz Moritz von Lacy seine Heeresmacht auf 100760 Mann vergrößert. Wenn die Preußen in ihrem Lager stehen geblieben wären, hätten sie höchstwahrscheinlich keine Chance gehabt.

Am Abend des 14. August 1760 ab 20 Uhr ließ der König seine Armee in aller Stille durch die Stadt Liegnitz hindurch in Richtung des nordöstlich davon gelegenen Dorfes Bienowitz aufbrechen. Die Straßen der Stadt waren mit Stroh bedeckt, um den Lärm der Hufe der Pferde und der Kanonenräder zu dämpfen. Die Entfernung zwischen der Armee des Feldmarschalls Daun im Südwesten und dem Korps des Generals Laudon im Nordosten betrug nur etwa zwölf Kilometer. Die Lagerfeuer des verlassenen Lagers wurden unter der Bewachung weniger Freiwilliger von Bauern angezündet und unterhalten, so dass die Österreicher im Süden annehmen mussten, dass sich die preußischen Soldaten noch daselbst aufhielten.

Aber die Preußen waren nicht die einzigen, die in dieser Nacht unterwegs waren. Laudon hatte seine Truppen so in Bewegung gesetzt, dass sie den Ring um das preußische Lager, das er noch südlich der Stadt Liegnitz vermutete, schließen sollten. Er hatte mit seinem Korps, das noch 24400 Mann stark war, den Fluss Katzbach bei der Furth-Mühle überschritten und war bis Bienowitz gelangt.

Gegen 3.30 Uhr begegneten sich noch im Dunkeln die ersten Regimenter der Preußen und der Österreicher. Es herrschte dichter Nebel. Ein Bote kam zum König, der abgestiegen war und sich an einen Baum gelehnt hatte. Er meldete die Begegnung mit dem Feind. Wieder hatte der königliche Feldherr schneller als sein Gegner die Situation erfasst. Der König ließ seine Kavallerie, unterstützt von rasch aufgefahrener Artillerie, anreiten und dahinter die Infanterie mit ihrer bewährten Feuerkraft aufmarschieren. Da wegen des Gefechtslärms befürchtet werden musste, dass jetzt von Süden her das riesige österreichische Hauptheer in den Kampf eingreifen könnte, wurde der General Hans Joachim von Zieten mit dem gesamten rechten Flügel der Preußen abkommandiert, um dem König den Rücken frei zu halten. Zieten pos­tierte seine Truppen an den Fluss­übergängen von Katzbach und Schwarzwasser.

Bei Tagesanbruch gegen 4 Uhr griffen die Preußen in Schlachtordnung an. Laudon hatte mehr Soldaten zur Verfügung, da er es ja nur mit dem linken Flügel der Preußen zu tun hatte, der zwar über viele Kanonen verfügte, aber nur etwa 16000 Mann zählte. Trotzdem wurden seine Truppe in die Flucht geschlagen. Laudon verlor 3594 Mann an Toten und Verwundeten sowie 4646 Gefangene, 23 Fahnen, 80 Geschütze und 45 Munitionswagen. Die Verluste der Preußen betrugen 3394 Mann. Zieten, der dem König dann unbehelligt gefolgt war, meinte: „Wir haben Laudon besiegt, die übrigen haben es bleiben lassen.“         Jürgen Ziechmann


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