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14.08.10 / Volksfest mit leibhaftigem Heiligen / Danzig feierte 750 Jahre Dominikanermarkt – Mit einem Festumzug durch die Langgasse ging es los

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Volksfest mit leibhaftigem Heiligen
Danzig feierte 750 Jahre Dominikanermarkt – Mit einem Festumzug durch die Langgasse ging es los

Nach einer alten Tradition findet alljährlich im August in Danzig der Dominikanermarkt statt. In diesem Jahr hatte dieses Fest ein rundes Jubiläum, die 750-Jahrfeier. Es wurde in der Stadt gebührend begangen.

Die Tradition des Dominikanermarktes geht auf das Jahr 1260 zurück, als der römische Papst Alexander IV. den Mönchen des Ordens zum Gedenken an ihren Gründer, den Heiligen Dominik, Handel auf Jahrmärkten offiziell erlaubte. Sein Gedenktag ist der 4. August. Bis heute lebt diese Tradition fort, sie wurde zu einem der größten Kulturereignisse, nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa. Für drei Wochen kommen tausende Sammler, Antiquitätenhändler und Handwerker nach Danzig, um in Zelten, Verkaufsständen oder Pavillons auf den Gassen der Altstadt ihre Kunstgegenstände, Waren und Kuriositäten anzubieten. Jedes Jahr kommen etwa sieben Millionen Menschen in die Stadt.

In diesem Jahr wurden die Festtage offiziell am 31. Juli eröffnet, aber schon in den Tagen zuvor wurden Verkaufsstände, Pavillons und Bühnen aufgebaut.

Die Feier wurde gegen Mittag mit dem Festumzug „Hoch lebe der Jubilar“ durch die zentrale Straße des alten Danzig, die Langgasse (ulica Długa) eröffnet. Die Prozession mit der Figur des Heiligen Dominik an der Spitze führte vorbei am alten Rathaus, wo der Bürgermeister symbolisch die Genehmigung zum Handeltreiben erhielt. Danach zog die bunte Kolonne, verkleidet in historischen Kostümen von Handwerkern, Kaufleuten, Dominikanermönchen und Musikanten, weiter zum Grünen Platz, wo der Hauptkonzertplatz eingerichtet worden war. Viele Prozessionsteilnehmer wie auch der Heilige Dominik selbst gingen auf Stelzen, was für zusätzliche Dynamik und Aufmerksamkeit sorgte. Vor der Kolonne versuchte ein Radfahrer im roten Trikot dem Festumzug einen Weg durch die dichte Zuschauermenge zu bahnen, die sich, um einen möglichst guten Blick zu erhaschen, dicht an die Umzugsteilnehmer drängte.

Über einen roten Teppich stiegen Vertreter der Stadt, gekleidet in farbenprächtigen Mänteln, auf die Bühne vor dem Grünen Tor und begannen mit der feierlichen Eröffnungszeremonie. Nach einigen Reden bekam das Stadtoberhaupt symbolisch die Schlüssel der Stadt überreicht. Die Organisatoren hielten als Überraschung eine riesige Trommel bereit. Jeder, der es wünschte, erhielt einen Schlegel und alle gemeinsam schlugen die Trommel. Die Altstadt erfüllte sich mit einem gewaltigen Trommeldonner, der von Gesang begleitet wurde. Zehn Minuten lang wollte der Trommelwirbel nicht enden, bis endlich der Eröffnungsschlag zur 750-Jahrfeier erklang. Danach konnte das Fest offiziell beginnen und die Konzertbühne leerte sich bis zum späten Abend nicht mehr.

Als es dunkel wurde, ging an der Fassade des alten Rathauses Wunderliches vor sich. Zunächst schwebten aus 22 Metern Höhe Musikinstrumente herab: Trommeln, Gitarren, Saxophone aber auch Mikrophone, und dann wurden mithilfe einer besonderen Vorrichtung die Musikanten selbst heruntergelassen. Der Rathausplatz hatte sich inzwischen mit Menschen gefüllt, die ungeduldig den Beginn des Konzerts am Rathaus erwarteten. Etwa eine Stunde lang führten die Musiker afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Stücke auf. Eine Beleuchtung in wechselnden Farben verlieh der Veranstaltung Atmosphäre. Der erste Festtag endete vor der Kulisse der Altstadt mit ihren Türmen und Ziegeldächern mit einem eindrucksvollen Feuerwerk.

Als die Besucher auseinanderströmten, verließen sie die Feier durch ein aufgestelltes schmiedeeisernes Tor, über dem ein Gerät die durchgehende Menge zählte und auf einem Bildschirm die Besucherzahl anzeigte. Viele Kinder und auch Erwachsene gingen mehrmals hindurch, um die Zahl auf dem Bildschirm zu erhöhen. Von Zeit zu Zeit entstand deshalb ein Stau vor dem Tor.

Am nächsten Morgen segelten „Dominikanermönche“ und „Händler“ der Altstadt auf dem Schiff „Lew“ über den Fluss Mottlau (Motlawa). Zur gleichen Zeit verwandelten sich die engen Straßen zu einem lärmenden Jahrmarkt voller Ereignisse, wo man sich mit allem versorgen konnte – von der Nadel über Federhalter bis zu Kriegsmunition und antiken Möbeln. Wer im Labyrinth der Verkaufsstände nichts Interessantes fand, konnte sich am Neptun-Brunnen mit bedruck­ten Fähnchen und einer Urkunde, die ihn als „Ehrengast“ auswies, eindecken. Jurij Tschernyschew


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