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14.08.10 / Polen errichtet bürokratische Hürden / Reiselust der Königsberger stößt auf Hindernisse – Über die Hälfte bleibt zu Hause

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Polen errichtet bürokratische Hürden
Reiselust der Königsberger stößt auf Hindernisse – Über die Hälfte bleibt zu Hause

Sommerzeit – Ferienzeit. Die schönsten Wochen des Jahres beginnen. Viele überlegen sich nicht nur, wie sie ihren Urlaub verbringen, sondern auch wo. Es gibt viele Angebote, viel hängt von der eigenen Phantasie ab, aber das Meiste eben von den finanziellen Möglichkeiten. Die Menschen im Königsberger Gebiet gelten als sehr unternehmungslustig, was die Wahl ihres Urlaubsorts angeht. Durch die besondere geographische Lage der Exklave wird dies begünstigt. Rechnet man die Erholung zu Hause oder in den örtlichen Kurorten nicht ein, so stehen ihnen zwei Varianten zur Wahl, den Urlaub zu verbringen: Entweder sie reisen ins weite Russland oder ins Ausland.

Eine aktuelle Umfrage ergab erstaunliche Aufschlüsse, wie oft und wohin die Exklavenbewohner verreisen. Im Vergleich zur Zeit vor der Krise haben zwei Fünftel weniger das Königsberger Gebiet verlassen. Waren es vorher 25 Prozent, so sind es jetzt nur noch 15. Der Anteil derjenigen, die regelmäßig nach Russland fahren, beträgt weniger als vier Prozent. Knapp die Hälfte reist nur ein- oder zweimal im Laufe vieler Jahre in andere Regionen. Jeder vierte war seit Beginn der 90er Jahre noch nie im „großen“ Russland. Meistens handelt es sich bei Letzteren um Menschen mittleren Alters oder um Ältere.

Ferien in Europa erfreuen sich großer Beliebtheit, sind jedoch mit der Prozedur der Visabeschaffung verbunden. Dabei lief in diesem Jahr nicht alles glatt. Seit Ende Mai bilden sich vor den Konsulaten immer wieder Schlangen. Die Zahl der Antragsteller ist um ein Vielfaches gestiegen, doch die Kapazität der Visadienste ist begrenzt. Darüber hinaus funktionieren die Neuerungen, die die Visabeschaffung eigentlich erleichtern sollten, nicht wie vorgesehen. Das polnische Generalkonsulat hat im April neue Regeln für Visaanträge eingeführt. Seitdem kann ein Antrag nur noch übers Internet gestellt werden. Der Antragsteller muss einen bestimmten Tag wählen, an dem er seine Dokumente im Konsulat vorlegen will. Nachdem der Antrag richtig ausgefüllt wurde, ist er im Konsulat automatisch registriert und der Antragsteller kann am vorher bestimmten Tag mit seinen Unterlagen und dem unterschriebenen Formular kommen.

Die Zeit für das Ausfüllen des elektronischen Antrags ist allerdings auf eine halbe Stunde begrenzt. Wer es nicht schafft, in dieser Zeit alle Daten einzugeben, kann seinen Versuch erst nach einem Monat wiederholen. Letzteres wurde nun geändert und der Antragsteller kann seinen Versuch am selben Tag wiederholen. Allerdings muss er dann ein neues Datum für das Vorlegen der Dokumente auswählen. Doch nicht jeder im Königsberger Gebiet ist in der Lage, mit einem Computer umzugehen oder hat gar einen eigenen. Bei Stromausfällen oder banaleren technischen Problemen funktioniert das System ebenfalls nicht.

Bestand die Warteschlange vor dem Polnischen Generalkonsulat im vergangenen Jahr im Durchschnitt aus knapp einem Dutzend Menschen und dauerte das ganze Prozedere der Dokumentenüberprüfung selten länger als eine halbe Stunde, so müssen die Bewerber heute einen halben Tag einkalkulieren. Schon Anfang Juni musste die Visaabteilung des polnischen Konsulats Überstunden machen, weil die Mitarbeiter die elektronisch registrierten Anträge für das fixierte Datum nicht an einem Arbeitstag bewältigen konnten.

Vor kurzem gab es eine weitere schlechte Nachricht für die Antragsteller aus dem Polnischen Generalkonsulat. Die Wartezeit auf ein Visum wird stufenweise angehoben, die Erteilung kurzfristiger Visa wurde ohne vorherige Ankündigung ganz eingestellt. Bisher war es für die Gebietsbewohner am bequemsten, über Polen in andere Länder Europas zu reisen, die ebenfalls der Schengenzone angehören. Deshalb war der Andrang beim Polnischen Generalkonsulat schon immer besonders groß.            J.T.


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