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14.08.10 / Große Mehrheit für Deutschland / Kulturzentrum Ellingen zeigt Ausstellung über die Abstimmung von 1920

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Große Mehrheit für Deutschland
Kulturzentrum Ellingen zeigt Ausstellung über die Abstimmung von 1920

90 Jahre liegt die Volksabstimmung in den ost- und westpreußischen Gebieten zurück. Zu diesem umfangreichen Themenkomplex wurde nun eine Ausstellung im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen sowie parallel im Schloss von Marienwerder in Westpreußen (heute Kwidzyn) eröffnet.

„Die Volksabstimmung des Jahres 1920 war für die Polen eine Niederlage“, dieses Fazit zog Archivdirektor Dr. Stefan Hartmann aus Berlin bei der Einführung in die neue Sonderausstellung „Das Plebiszit – die Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920“ im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen. Vor dem historischen Hintergrund ist dies heute noch eine der umstrittensten Fragen der Geschichte, so Hartmann weiter. Nach der dritten polnischen Teilung im Jahr 1795 bestand kein eigenständiger polnischer Staat mehr. Dennoch erloschen die Bestrebungen des polnischen Volkes nach einem eigenen Staat nie. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg gab es Forderungen nach einem eigenen polnischen Staat mit eigenem Zugang zum Meer. Die führenden polnischen Köpfe erkannten aber nach mehreren zwecklosen Aufständen, dass eine Staatsgründung nur möglich sei, wenn die damaligen Teilungsmächte selbst uneins wären und sich gegenseitig bekämpfen.

Diese Situation war nach dem Krieg gegeben. Sofort nach dem Zusammenbruch und noch vor dem Versailler Vertrag forderten die Polen eine Aufteilung Ostpreußens: Ermland und Masuren sollten an Polen übergeben und das Königsberger Gebiet an Litauen angeschlossen werden. Die am 28. November 1918 erstellte polnische Wahlordnung enthielt bereits eine entsprechende Einteilung der Wahlkreise. Noch weitergehende Gebietsansprüche stellte eine polnische Delegation im Februar 1919 bei der alliierten „Kommission für polnische Angelegenheiten“ mit einer Denkschrift von Roman Dmowski, welche die Angliederung ganz Oberschlesiens, der Provinzen Posen und Westpreußens (einschließlich Danzigs) sowie des südlichen Ostpreußen (Masuren und Ermland) ohne irgendeine Abstimmung vorsah.

Allerdings war der britische Premierminister Lloyd George dagegen, über zwei Millionen Deutsche unter eine polnische Regierung zu stellen. George fand dazu auch die Zustimmung der Amerikaner. Durch den Versailler Vertrag von 1919 musste der „Polnische Korridor“ mit geringerem deutschen Bevölkerungsanteil sowie die Stadt Soldau zusammen mit weiteren 32 Gemeinden des Kreises Neidenburg am 10. Januar 1920 an Polen abgetreten werden. Hier wurde auf Grund der Tatsache, dass Soldau an der für Polen wichtigen Bahnlinie Danzig−Warschau lag, von den üblichen Regelungen des Vertrages abgewichen, nach denen für die Gesamtbevölkerung der Grenzkreise eine Volksabstimmung über den Verbleib bei Ostpreußen vorgesehen war. Die negativen Erlebnisse der Bevölkerung der abgetrennten Gebiete mit den Besatzern hatten nach den Ausführungen von Archivdirektor Hartmann auch Auswirkung auf die später folgende Volksabstimmung in den westpreußischen Landkreisen.

Polen tat alles, um zu verhindern, dass die Wahlberechtigten in diese Gebiete kamen. So wurden zum Beispiel Züge aus dem Reichsgebiet nicht durch den Korridor gelassen. Dennoch gelang es vielen Deutschen, über den zur Umgehung des Korridors im Februar 1920 gegründeten „Seedienst Ostpreußen“ über die Ostsee die Wahllokale und damit dort eine Wahlbeteiligung um 87 Prozent zu erreichen. In der Provinz Ostpreußen in den Kreisen Oletzko, Allenstein/Stadt, Allenstein/Land, Johannisburg, Lötzen, Lyck, Ortelsburg, Osterode, Rössel, Sensburg und teilweise in Neidenburg betrug der polnische Stimmenanteil dann etwas über zwei Prozent, in der Provinz Westpreußen mit den Kreisen Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm knapp acht Prozent. Damit hatten sich nach den Ausführungen des Historikers nur acht Dörfer für den Anschluss an Polen entschieden, was einer Niederlage Polens in dieser Abstimmung gleichkommt.

Der Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen, Wolfgang Freyberg, hatte eingangs erwähnt, dass es sich bei der Beschreibung der Volksabstimmung um ein „sperriges Thema“ handelt, da nur wenige Dokumente erhalten sind. Die Ausstellung enthält trotzdem eine Anzahl Dokumente und Fotos, die aus vielen Archiven als Einzelstücke zusammengetragen wurden. Die gleiche Ausstellung, jedoch in deutscher und polnischer Sprache, wurde vor wenigen Tagen im Museum des Domkapitels im Schloss von Marienwerder in Westpreußen (Kwidzyn) eröffnet. Zu diesem Komplex wird im Herbst noch eine zweisprachige Broschüre erstellt werden. Manfred E. Fritsche

Die Ausstellung „Das Plebiszit – Die Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920“ ist bis zum 21. November im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr, ab Oktober von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr.


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