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14.08.10 / Unterwegs mit der Truppe / Journalistin begleitet Bundeswehr-Soldaten auf Auslandseinsätzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Unterwegs mit der Truppe
Journalistin begleitet Bundeswehr-Soldaten auf Auslandseinsätzen

Die Journalistin Jasna Zajcek hat in den letzten Jahren Bundeswehreinheiten bei allen deutschen Auslandseinsätzen – außer Afghanistan – besucht. An der Marineschule Mürwik lernte, litt und marschierte sie einen Monat zusammen mit jungen Offiziersanwärtern. Und nach allem, was die 1973 geborene Berlinerin beim Militär sah und hörte, ist ihre Bilanz des Erlebten positiv. In „Unter Soldatinnen – Ein Frontbericht“ beschreibt sie ihre Erlebnisse. Wobei sie keineswegs nur Frauen begleitete und befragte, doch schlicht aus dem Grund, dass sie sich ihr Zimmer und ihre Kabine mit Frauen teilte, erfuhr sie natürlich intimere Details von den weiblichen Soldatinnen statt von den männlichen Kollegen. Und da die Bundeswehr erst seit knapp zehn Jahren alle ihre Laufbahnen für Frauen geöffnet hat, setzte die Autorin wohl auch aus diesem Grund ihren Schwerpunkt auf die Erlebnisse des weiblichen Geschlecht.

Zajceks Ausführungen sind voller Respekt und Bewunderung für die Leistung der deutschen Soldaten. Inwieweit das positive Urteil über die Arbeit der Bundeswehr selbst auch damit zusammenhängt, dass die Autorin sich dieser zu Dank verpflichtet fühlt, schließlich ist sie auf Kosten der Bundeswehr überallhin geflogen worden, ist nicht auszumachen. Da die Rezensentin die Bundeswehr und ihre Strukturen nur vom Hörensagen kennt, fällt es ihr schwer, die Richtigkeit von Zajceks Aussagen zu beurteilen, doch aus der Sicht des unerfahrenen Lesers, der etwas über die Einsätze der Bundeswehr erfahren will, bietet das Buch viel Aufschlussreiches.

Dass die Bundeswehr nicht nur wegen der 25-Kilo-Märsche vor allem für Frauen kein Zuckerschlecken ist, wird vor allem bei der Beschreibung der Auslandseinsätze deutlich. Schon für einen Vater mag es hart sein, wenn er Monate lang fernab seiner Familie im Ausland Dienst tun muss, doch die Sehnsucht einer Mutter, die ihren Vierjährigen mit dem Vater zurück in Deutschland gelassen hat, wird noch durch das schlechte Gewissen, dass Mütter so etwas nicht machen, verstärkt. Außerdem sind die Sitten vor allem bei den Marineeinsätzen rau. Auf einigen Schnellbooten leisten bis auf eine Frau nur Männer Dienst. Dass es diese eine Frau nicht leicht zwischen all den Kollegen hat, ist nachvollziehbar. Wobei Zajcek die sexistischen Sprüche der Soldaten nicht verurteilt, sie schildert nur, wie es an Bord zugeht. Bedenklich mutet allerdings der Eulen-Preis an. Hier handelt es sich um einen Preis, der angeblich an den Mann vergeben wird, der in den vier Monaten auf See, die zuvor gemeinsam benannte hässlichste Kameradin verführt. Inwieweit die Männer diesen Preis jedoch wirklich ausschreiben oder ihn nur als Witz erzählen, konnte die Zajcekn nicht ermitteln.

Der Leser erfährt zudem die unterschiedlichsten Gründe, warum sich junge Menschen heutzutage noch bei der Bundeswehr verpflichten. Und es liest sich spannend, wie die Befragten ihre Zeit dort erleben. Manche von ihnen sind mit Leib und Seele Soldat, andere sind froh, einen sicheren Job zu haben, oder wollten sich so ihr Studium ermöglichen. Bei manchen der Einsätze, ob er nun im Kosovo, im Sudan, vor der Küste des Libanon, im Indischen Ozean oder in Sarajevo ist, fragt sich der Leser nach der Sinnhaftigkeit des ganzen Tuns, doch dies zu bewerten, sieht die Autorin nicht als ihre Aufgabe an.             Rebecca Bellano

Jasna Zajcek: „Unter Soldatinnen – Ein Frontbericht“, Piper, München 2010, kartoniert, 253 Seiten, 14,95 Euro


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