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14.08.10 / Spannender Streifzug / Friedrich II. und Maria Theresia für Geschichts-Laien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Spannender Streifzug
Friedrich II. und Maria Theresia für Geschichts-Laien

In ihrem Lied „Leg Dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ singt die Hip-Hip-Band „Freundeskreis“: „Viele Menschen schrecken zurück, wenn sie Geschichte hören / Geschichte, vier langweilige Stunden pro Woche in der Schule oder was das lange her ist oder immer ohne einen passiert.“ Dass die Historie keine trockene Materie sein muss, beweist Herbert Rosendorfer auch im sechsten und letzten Band seiner Deutschen Geschichte. Er umfasst die Zeit von 1740 bis zum Ende des Alten Reiches 1806. Es ist der anspruchsvolle Versuch eines historischen Laien, eine Gesamtdarstellung der deutschen Vergangenheit für historische Laien zu schreiben. Der gebürtige Südtiroler ist von Hause aus Jurist und war jahrelang als Staatsanwalt und Richter tätig.

Das stilistische Handwerkszeug für einen spannenden Streifzug durch die Jahrhunderte fehlt Rosendorfer jedenfalls nicht. Mit Literaturpreisen überhäuft hat er zahlreiche Erzählungen, Romane und Gedichte verfasst. In lockerem Plauderton schildert er die Kontroverse zwischen Preußen und Österreich mit einer Bewunderung für ihre historischen Protagonisten. Besonders der musisch-literarisch gebildete Feldherr Friedrich der Große hat es ihm angetan. Lob erhalten ebenso dessen Wiener Rivalin Maria Theresa, Mutter von 16 Kindern, die ihre Aufgabe als Monarchin als göttliche Mission verstand, und Katharina die Große.

Weiter geht es mit den revolutionären Umbrüchen in Frankreich und Amerika, deren Folgen auch die Deutschen zu spüren bekamen. Die Haltung des Autors zu Napoleon im letzten Drittel des Buches ist durchaus neutral. Die Erzählung endet mit der Gründung des Rheinbundes und der Auflösung des Deutschen Reiches. Eine Fortführung bis zu den Folgen des Wiener Kongresses wäre zwar wünschenswert gewesen, hätte jedoch den Rahmen gesprengt. Beeindruckend sind Rosendorfers Querverbindungen von Politik und Kultur, bei denen Goethe, Schiller, Mozart, Beethoven und Haydn nicht zu kurz kommen.

Der Autor verschreibt sich keiner Geschichtstheorie. Er glaubt offenbar, historische Ereignisse oder Entscheidungen entzögen sich einem systematischen Zugriff und ließen sich nicht durch psycholo-gische, ökonomische oder soziologische Modelle besser verstehen. Obwohl Rosendorfer alle diese Aspekte heranzieht, bleibt er doch im Ansatz stecken und droht, ins Anekdotische abzurutschen.

Ärgerlicher ist der eine oder andere Fehler, der ihm unterläuft, weil er sich auf sein Gedächtnis verlässt. Vor allem im literaturgeschichtlichen Abriss finden sich Patzer: Büchners Lenz trägt nicht den Vornamen Konrad, sondern Jakob; Klingers „Faust“ ist ein Roman und kein Theaterstück. Insgesamt sucht Rosendorfers Werk – unter das der mittlerweile 76-Jährige nun einen Schlussstrich setzt – aber seinesgleichen auf dem deutschen Buchmarkt. Trotz einiger Stolpersteine ein vergnüglicher und intelligenter Spaziergang durch das Weltgeschehen.           Sophia E. Gerber

Herbert Rosendorfer: „Deutsche Geschichte – Ein Versuch. Fried-rich der Große, Maria Theresia und das Ende des Alten Reichs“, Nymphenburger, München 2010, 383 Seiten, gebunden, 22,95 Euro


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