18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.08.10 / Erblast von Versailles / Für Weltkrieg-I-Anleihen soll Berlin 350 Millionen Euro zahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Erblast von Versailles
Für Weltkrieg-I-Anleihen soll Berlin 350 Millionen Euro zahlen

Über neun Jahrzehnte sind seit dem Ersten Weltkrieg vergangen. Die Sieger erklärten Deutschland zum Alleinschuldigen – und bitten noch heute zur Kasse. Die jüngsten Forderungen aus den USA beziffern sich auf rund 350 Millionen Euro.

Dabei geht es um Staatsanleihen, die Deutschland zwischen 1924 und 1930 aufgelegt hatte, um wirtschaftlich überhaupt in die Lage zu kommen, die horrenden Reparationsforderungen der Siegermächte zu bedienen. Schuldscheine über insgesamt 1,1 Milliarden Goldmark waren damals größtenteils an US-Anleger verkauft worden.

Die Reparationszahlungen, im Young-Plan festgelegt mit 112 Milliarden Goldmark, zahlbar in Raten bis 1988, wurden auf der Konferenz von Lausanne 1932 wieder aufgehoben. Wenige Monate später setzte der neuernannte Reichskanzler Adolf Hitler auch Zinszahlung und Tilgung auf die Anleihen aus – ohne vertragliche Grundlage.

Diese Erblast holte Deutschland 1949 wieder ein. Zwar ist der größte Teil der Anleihen inzwischen getilgt. Doch rechtzeitig vor dem Verfall der Zertifikate am 3. Oktober 2010 klagte die „World Holdings LLC“ in Florida ein Schuldschein-Paket im Nennwert von 208 Millionen Dollar nebst Zinsen ein. Mit seinem Antrag, die Klage abzuweisen, unterlag Berlin vor wenigen Tagen vor dem Berufungsgericht in Atlanta. Die Bundesregierung hatte argumentiert, die Herkunft der jetzt aufgetauchten Papiere sei unklar, da viele dieser Schuldscheine 1945 von sowjetischen Soldaten gestohlen worden seien. Auch lasse sich aus dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 keine weitere Zahlungsverpflichtung Deutschlands ableiten. Entscheiden muss nun das US-Bezirksgericht in Miami (Siehe auch Kommentar auf Seite 8).   Hans-Jürgen Mahlitz


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren