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21.08.10 / Lange nach Kriegsende / Russische Privatinitiative sichert deutsche Gräber bei Pudosh

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Lange nach Kriegsende
Russische Privatinitiative sichert deutsche Gräber bei Pudosh

Weit über drei Millionen deutsche Soldaten des Zweiten Weltkiegs sind an der Ostfront gefallen, vermutlich über eine weitere Million starb in sowjetischer Gefangenschaft – teilweise noch lange nach dem Krieg. Ein Kapitel aus diesem Komplex ist das Sterben deutscher Gefangener in den Zwangsarbeitslagern des sowjetischen NKWD. Eines davon ist das Lager 447 östlich des Onega-Sees. Tausende vormalige Soldaten mussten hier in den Wäldern um die Stadt Pudosh zwischen Oktober 1945 und Dezember 1947 Holz schlagen.

Das Lager besaß, wie viele NKWD-Lager, zahlreiche Außenposten, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schätzt 30 bis 40 Außenlager allein für dieses Lager. Der Gesamtkomplex und die dort elend zugrundegegangenen Soldaten sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Selbst der Volksbund kennt nur einen Bruchteil der entsprechenden Grablagen rund um Pudosh.

Es ist nun der russischen Privatinitiative „Die Nördlichen Inseln“ gelungen, etliche Gräber ausfindig zu machen, diese mit historischen Lager- und Sterbelisten zu vergleichen sowie die registrierten Toten und die Fundorte ihrer sterblichen Überreste zu erfassen und auf einer Website publik zu machen. Eine eindrucksvolle Leistung für eine russische Privatinitiative ohne öffentliche Fördermittel.

Die 976 dort beerdigten Kriegsgefangenen – das hat ein Abgleich mit vorhandenen Listen beim Volksbund offenbart – sind bisher nicht bekannt gewesen. Die sichere Identifizierung der Toten, die Aktualisierung der Listen des Suchdienstes und das Einrichten einer würdigen Ehrenstätte dürften aber nach Angaben des Volksbundes noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Der Grund dafür ist die starke Überlastung des Volksbundes, dessen Kräfte sich noch über Jahre auf Tausende Gräber in den Weiten Russlands konzentrieren werden, deren Sicherung vorrangig sei, so ein Sprecher der Institution.

Zudem werden die Namen deutscher Soldaten auf der neuen russischen Sterbeliste doppelt angegeben, da die Lagerverwaltungen die Namen der deutschen Gefangenen in kyrillischer Schrift festhielten und diese nun zurück-transkribiert wurden. Das birgt das Risiko von Übertragungsfehlern. Dem Volksbund fehlen zudem noch seitens der Deutschen Dienststelle in Berlin die Daten von rund 700000 deutschen Verlustfällen. Erst diese Daten machen einen Abgleich möglich.

Dennoch begrüßt man beim Volksbund die russische Initiative, denn die eigenen Kapazitäten würden bei weitem nicht ausreichen, alle Militärfriedhöfe in der ehemaligen Sowjetunion zu erhalten: Von etwa 5000 bis 6000 Kriegsgefangenen- und Gefallenenfriedhöfen in diesem Gebiet pflegt der Volksbund nur etwa 300. Viele Grablagen werden zu großen Friedhöfen zusammengeführt. Das deutsch-russische Kriegsgräberabkommen von 1994 hat entsprechende Kooperationen des Volksbundes mit seinem russischen Pendant „Wojennyje Memorialy“ ermöglicht und zu repräsentativen Kriegsgräberstätten geführt. So werden wohl auch die 976 oben genannten Toten umgebettet und auf die Zentralgedenkstätte von Pedrosavodsk überführt werden, die für diese Region vorgesehen ist.             Bernd G. Hierholzer


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