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21.08.10 / Die Ideen Kants

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Die Ideen Kants
von Rebecca Bellano

Ist der am wenigsten Intolerante unter den Intoleranten tolerant? Aus Sicht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften offenbar schon, denn wie sonst soll man sich erklären, dass die Institution dem saudische Prinzen Salman bin Abdulaziz Al-Saud eine Medaille verliehen hat, die den Namen des Vaters der Aufklärung und der Toleranz, Immanuel Kant, trägt?

Das Motiv der Berliner Landesregierung für die Verleihung der eigens für den Saudi gestifteten Medaille dürfte die Tatsache gewesen sein, dass dieser Prinz Berliner Firmen viele Aufträge hat zukommen lassen. Da wollte die Stadt Berlin sich irgendwie erkenntlich zeigen. Und da die offiziell in der Tradition der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften stehende Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 1992 von den Bundesländern Berlin und Brandenburg gegründet wurde und finanziert wird, war man auf der politischen Ebene der Meinung, dass man als Gegenleistung eine Ehrung für den reichen Kunden aus dem Morgenland erwarten könne.

Dass Politiker, auch die einer rot-roten Landesregierung, so denken, überrascht nicht. Doch was hat die Leitung der Akademie bewegt, einem Menschen wie dem saudischen Prinzen, der ein Land präsentiert, in dem Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Humanität mit Füßen getreten werden, mit einem Kant-Preis zu ehren? Weiß man überhaupt noch, was die Ideen Kants für unsere Gesellschaft, unsere Bürgerrechte bedeuten? Oder ist Kant nur noch ein hübscher Name?


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