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21.08.10 / Aus Kriegsgegnern wurden Freunde / Vor 300 Jahren wurde Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg geboren – General, Diplomat und Freund des Königs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Aus Kriegsgegnern wurden Freunde
Vor 300 Jahren wurde Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg geboren – General, Diplomat und Freund des Königs

Wenn man an die Freunde Friedrich des Großen denkt, fällt einem zuerst der Leutnant Hans Hermann von Katte (1704–1730) ein, der mit dem damaligen Kronprinzen einen Fluchtversuch geplant hatte und von dem Vater des Prinzen, König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), in der Festung Küstrin vor den Augen seines Freundes hingerichtet wurde. Als nächstes denkt man an Dietrich von Keyserlinck (1698–1745), mit dem den Kronprinzen und späteren König eine Männerfreundschaft verband, in die von vielen Autoren eine erotische Komponente eingesponnen wurde, die es aber nicht gab.

Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg hingegen wird weniger als enger Vertrauter des Königs realisiert, obwohl ihn Adolph von Menzels (1815–1905) Bild „Die Tafelrunde Friedrich II. in Sanssouci“ als einen der Teilnehmer zeigt, und zwar vom Betrachter aus gesehen rechts zwischen Julien Offray de La Mettri (1709–1751) und dem nach vorn gebeugten Grafen Francesco Algarotti (1712–1764).

Rothenburg wurde am 5. September 1710 in Polnisch-Nettkau bei Krossen, damals Neumark, geboren. Der junge Adlige, dessen Name von Zeitgenossen auch „Rottembourg“ geschrieben wurde, wurde durch den Hofmeister der begüterten Familie ausgebildet und ging schon bald auf die Universität zu Frankfurt an der Oder. Er begab sich dann nach Luneville in Lothringen und trat 1727 durch Vermittlung eines Verwandten, des Generals Konrad Alexander von Rothenburg, in das französische Infanterie-Regiment Rosen als Hauptmann ein. Er begleitete seinen Verwandten auf einer diplomatischen Reise nach Spanien und focht freiwillig im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) in Gefechten auf afrikanischem Boden. Als er nach Frankreich zurückgekehrt war, konvertierte er aus Karrieregründen zum katholischen Glauben und wurde bald Generaladjutant des französischen Marschalls James Fitzjames Duke of Berwick-upon-Tweed (1670–1734). Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) kämpfte er 1734 und 1735 am Rhein – gewissermaßen gegen seinen späteren Freund Friedrich. Als Friedrich mit Erlaubnis seines Vaters und des oberkommandierenden Feldherrn, des Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736), einmal den französischen Gegner in dessen Lager besuchte, hat er neben Rothenburg auch noch einen anderen späteren Freund kennengelernt: Isaak Franz Egmont von Chasot (1716–1797).

Nach dem Tode seines verwandten Förderers verfügte Rothenburg über die Mittel, um 1730 eine Tochter des Marquis de Parabère aus dem französischen Hochadel zu heiraten. Seine Ehefrau schenkte ihm allerdings keine Kinder und folgte ihm auch nicht nach Preußen, als ihn der Ruf des preußischen Königs ereilte. Kaum auf dem Thron, hatte Friedrich nämlich noch im selben Jahr Rothenburg gebeten, in preußische Dienste zu treten. Am Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) nahm der Graf zunächst im Range eines Oberst teil. Nach der Schlacht bei Mollwitz vom 10. April 1741 erhielt er das Dragoner-Regiment Nr. III. Am 31. Oktober 1741 wurde er zum Generalmajor ernannt. In der Schlacht bei Chotusitz vom 17. Mai 1742 wurde er verwundet. Fried­rich zog Rothenburg in seine engere Umgebung und nahm ihn auch zu einem Besuch Dresdens im Januar 1742 mit.

Später war Rothenburg für Fried­rich in Paris diplomatisch tätig, wo er am 4. Juni 1744 mit dem Herzog Louis Francois Duc de Richelieu (1696–1788) den zweiten Vertrag gegen Österreich abschloss, der noch im selben Jahr zum Wiedereintritt Preußens in den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) führte. Im Verlauf dieses Zweiten Schlesischen Krieges (1744/45) erhielt Rothenburg den Hohen Orden vom Schwarzen Adler und avancierte am 18. Mai 1745 zum Generalleutnant.

In der Zwischenkriegszeit hielt sich Rothenburg häufig als Fried­richs Kunstagent in Paris auf, wo er sich bemühte, Bilder der vom König geschätzten Maler Antoine Watteau (1684–1721), Nicolas Lancret (1690–1743) und anderer Künstler zu einigermaßen vernünftigen Preisen aufzukaufen. Friedrich widmete ihm am 11. Oktober 1749 eine längere „Épitre sur les Voyages“ und nannte ihn auch in anderen literarischen Werken – so beispielsweise im „Palladion“ (1749). Außerdem erwähnte Friedrich Rothenburg selbstverständlich in seiner „Histoire de mon temps“ (1746–1775). Als er in Berlin erkrankte, soll der König oft an seinem Krankenlager gesessen haben. Der Tod des Freundes am 29. Dezember 1751 berührte den König sehr, und er zog sich mehrere Tage völlig zurück. Jürgen Ziechmann


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