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21.08.10 / Farbe im Affenhaus / Orang Utan Barito als »Künstler«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Farbe im Affenhaus
Orang Utan Barito als »Künstler«

Die Besucher im Krefelder Zoo staunen nicht schlecht – im Affengehege sitzt Orang Utan „Barito“ und malt! Die Werke muten abstrakt an: Rostbraune Streifen ziehen sich über die Leinwand. Ein weiteres Bild ist in satten Blautönen gehalten. Ganz besonders freut sich Christine Peter, die erste und einzige Fachfrau für Tierbeschäftigung in Deutschland, über den künstlerischen Eifer von Barito.  Eine Zoobesucherin hatte sie auf die Idee gebracht. „Sie hatte im Affenhaus gezeichnet und dabei beobachtet, dass eine Orang-Utan-Dame ihre Bewegungen mit einem Stöckchen nachahmte“, erzählt Peter. Der Eindruck, dass das Tier sich selbst gerne einmal mit Farben und Pinsel betätigen wolle, bestätigte sich.

Lange Jahre war die Kunst im Affenhaus von rein weiblicher Provenienz. Barito ist nun das erste Männchen, das malt. Der Orang Utan bekommt alle zwei Wochen die Zeichenutensilien angeboten, eine „Session“ dauert rund 45 Minuten. „Damit es für ihn spannend bleibt“, betont Peter.  Die entstandenen Bilder werden per Internet verkauft (www.affenbrut.de). Zwischen 100 und 520 Euro kostet ein Bild. Bedenken wegen der Authenzität der „Affenkunst“ tritt der Zoo mit einem „Echtheitszertifikat“ entgegen. „Das wird von unserem Zoodirektor unterschrieben“, sagt Peter. Der Deutsche Tierschutzbund in Bonn sieht die Malstunden eher skeptisch. „Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass die Tiere beschäftigt werden“, sagt Artenschutz-Referent James

Brückner. Allerdings handele es sich weniger um eine „artgerechte Beschäftigung“, sondern eher um eine „Vermenschlichung“, bemängelt er.

Affen-Kunst ist keine Errungenschaft des 21. Jahrhunderts: Bereits in den 1950er Jahren brachte der Schimpanse „Congo“ abstrakte Bilder zu Papier, von denen einige in London in einer Kunstausstellung präsentiert und von selbsternannten Kunstexperten zu hochrangigen Werken der abstrakten Kunst erklärt wurden. Die Bilder ähnelten modernen Klecks- und Fleckenmalereien und glichen denen des Amerikaners Jackson Pollock oder des deutschen Tachisten Hans Platschek. Die farbfreudigen Kompositionen – dahingekritzelt, gepünktelt, gefächert oder getupft – erzielten Höchstpreise. Nachdem herauskam, dass es sich um die Bilder eines Affen handelte, folgten hitzige Diskussionen über deren Kunstwürdigkeit. Vielleicht aus Scham, dem Affen auf den Leim gegangen zu sein. Nirgends zeigt sich doch deutlicher:

Kunst liegt immer im Auge des Betrachters.    Corinna Weinert

Wer möchte, kann Christine Peter bei ihrer besonderen Arbeit im Krefelder Zoo mit den Tieren begleiten (100 Euro pro Tag), Anmeldung Montag und Donnerstag  von 11 bis 15 Uhr unter (02151) 955213.


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