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21.08.10 / Beobachter unterwegs / Bei den Fotoaufnahmen von Google scheiden sich die Geister

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Beobachter unterwegs
Bei den Fotoaufnahmen von Google scheiden sich die Geister

Wie sehr „Big Brother is watching you“ aus dem Roman „1984“ von George Orwell der Wahrheit entspricht, erfuhren zwei britische Teenager vor wenigen Wochen: Während Eddie Bateman (16) und seine Freundin Hayley Moss (17) in einem Vorgarten lagen und sich verliebt ihren allerersten Kuss gaben, erfasste sie die Kamera des Internetsuchdienstes Google. Das gespeicherte Bild aus der Common Road im kleinen Ort Wolverhampton tauchte einige Zeit später bei dem neuen Dienst Google View auf – sehr zur Überraschung der beiden. „Ich konnte erst gar nicht glauben, dass so etwas wirklich passieren kann“, sagte Eddie gegenüber den englischen Medien, die die Bilder der zwei Turteltauben im ganzen Land verbreiteten. Im Rausch dieses besonderen Moments fiel den beiden Schülern das auffällige Google-Auto mit der am Dach montierten großen Kamera überhaupt nicht auf. Diese Wagen fahren seit einiger Zeit in der ganzen Welt umher und zeichnen anhand von Fotos Gebäude und Straßen auf, um sie später zu einer Gesamtansicht zusammenzustellen. Denn innerhalb des Kartendienstes Google Maps wird in vielen Ländern auch Google View angeboten, mit dem man Orte in einem 360-Grad-Winkel sehen und darin navigieren kann, um sich bestmöglich zu orientieren.

Wer denkt, dass die Geschichte von Eddie und Hayley ein Einzelfall sei, der in Deutschland so nicht passieren könne, der irrt. „Da unsere Street-View-Autos öffentliche Straßen abfahren, fangen sie mitunter diese seltenen kleinen Momente ein“, gibt Lena Wagner, Pressesprecherin von Google Deutschland, gegenüber der PAZ zu. „In Deutschland werden seit 2008 für Street View Fotoaufnahmen gemacht, so dass Fahrzeuge schon in allen Landkreisen und kreisfreien Städten unterwegs waren. 2010 werden im Wesentlichen nur noch Lücken gefüllt und Fahrten dort wiederholt, wo es technische Probleme mit dem Bildmaterial gab.“ Das bedeutet, dass jederzeit wieder Autos mit Google-View-Kameras durch deutsche Städte fahren und alles abfotografieren, was ihnen vor die Linse kommt. „Momentan haben wir die Fahrten bis auf Weiteres gestoppt. Aber wir hoffen, dass Google Street View noch im Jahr 2010 in Deutschland startet“, erklärt Lena Wagner, die darauf hinweist, dass dieser Dienst bereits in mehr als 20 Ländern weltweit erfolgreich läuft.

Momentan darf Google die Bilder in Deutschland zwar aufnehmen, aber noch nicht verwenden und online stellen. Zuerst müssen diverse Auflagen zum Datenschutz erfolgen, da es zahlreiche Proteste gegen die auf den Fotos trotz technischer Bearbeitung immer noch gut erkennbaren Autokennzeichen und Personen gibt.

Außerdem haben einige Bürger schon Widerspruch gegen die Aufnahme ihrer Häuser eingelegt. Denn wer generell nicht möchte, dass sein Haus im Internet erscheint, der kann aufgrund des bestehenden Persönlichkeitsrechts bei Google auch im Vorhinein widersprechen. „Wir bieten den Nutzern vor der Liveschaltung des Dienstes die Möglichkeit, uns Bescheid zu geben, wenn sie ihr Haus nicht in Street View integriert haben wollen“, beruhigt Lena Wagner von Google. „Sollte versehentlich etwas übersehen worden sein, stellen wir unseren Nutzern bedienerfreundliche Tools zur Verfügung, mit denen sie uns zur Entfernung von unerwünschten Bildern auffordern können.“ Genauso muss Google auch die Aufnahmen von Personen löschen, wenn diese darauf bestehen.

Das Bild von Eddie und Hayley wurde mittlerweile übrigens aus Google View entfernt. Und das Wichtigste ist: Der ganze Wirbel hat die Frischverliebten nicht auseinandergebracht, sondern sie sind weiterhin ein Paar. Anne Kirchberg

Informationen oder Widerspruch: streetview-deutschland@google.com, Google Germany GmbH, betr.: Street View, ABC-Straße 19, 20354 Hamburg


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