29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.08.10 / Rätsel um die Formel E=mc2 / Brisanter Wissenschaftskrimi

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Rätsel um die Formel E=mc2
Brisanter Wissenschaftskrimi

„Das Einstein-Mädchen“ von Philip Sington beginnt in Berlin Anfang der 1930er Jahre mit einem geheimnisvollen Manuskript, das an eine Frau namens Elisabeth adressiert ist. Doch anstatt gleich das Geheimnis der Identität der mysteriösen Empfängerin zu lüften, serviert der Autor dem Leser gleich das nächste Rätsel: Im Mai des Jahres 1933 sucht eine junge Frau in Berlin verzweifelt nach ihrem Verlobten, dem Psychiater Martin Kirsch, der seit zwei Wochen spurlos verschwunden ist. Alles, was sie weiß, ist, dass sein Verschwinden mit ihr zu tun hat.

An dieser Stelle des Romans wagt Sington den Sprung in die Vergangenheit mitten in den Oktober des Jahres 1932. Der Leser erfährt in den nun folgenden Kapiteln, was Almas Verlobtem in der Zeit von Oktober 1932 bis Mai 1933 widerfahren ist. Kirsch war fasziniert von der jungen Frau, welche im Oktober 1932 in die Charité eingeliefert wird. Bewusstlos wurde sie in einem Waldstück gefunden, mit nichts als einem Programmzettel für einen Vortrag des berühmten Albert Einstein in ihrer Tasche, weshalb sie in der Presse auch nur das „Einstein-Mädchen“ genannt wird.

Was Kirsch an dieser Frau fasziniert, ist jedoch nicht nur der auf das Koma folgende Gedächtnisverlust, sondern auch die Tatsache, dass er sie bereits vor dem Unglück flüchtig in einem Café zweifelhaften Rufes kennengelernt hat. „Sie beobachtete die tanzenden Paare, allein am Tisch, vor sich ein Glas. Irgendwann bat er sie um einen Tanz. Ohne ein Wort zu sagen, war sie aufgestanden und hatte ihm die Hand gereicht. Er wusste immer noch nicht richtig, was dann passiert war. Er erinnert sich nicht an die Musik, die Gäste oder die anderen tanzenden Paare. Er erinnert sich nur an die Schulter des Mädchens, an die Falten des dunklen Stoffes unter der Passe ihres Kleides; die erdige Süße ihres Haars…“

Dummerweise vergisst der ambitionierte Psychiater an diesem Abend nicht nur den Umstand, bereits verlobt zu sein, sondern auch, seine Tanzpartnerin nach ihrem Namen zu fragen. Verwirrt von seinen heftigen Gefühlen für die geheimnisvolle Fremde, ahnt Kirsch ein dunkles Geheimnis, als er sich aufmacht, das Rätsel der Identität des Einstein-Mädchens zu lüften.

Singtons Roman „Das Einstein-Mädchen“ überzeugt durch den sympathischen Charakter des vom Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg traumatisierten jungen Psychiaters und durch eine mitreißende Suche nach der Identität einer geheimnisvollen Fremden. Die dramatischen Handlungen der frühen 1930er Jahre werden zwar nur in Nebensätzen angedeutet, sind jedoch für die Handlung von immenser Wichtigkeit. Denn diese Jahre stehen nicht nur für die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, die beginnende Verfolgung von Juden, die grausame Idee der Zwangssterilisation geistig behinderter Menschen, sondern auch für Aufbruch und neue Erkenntnisse in der Wissenschaft sowie die Relativitätstheorie Albert Einsteins.

Am Ende des Romans steht allerdings die altbekannte Volksweisheit, dass Genie und Wahnsinn häufig nahe beieinander liegen.            Vanessa Ney

Philip Sington: „Das Einstein-Mädchen“, dtv, München 2010, kartoniert, 454 Seiten, 14,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren