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21.08.10 / Talentierter Mitgiftjäger / Pikante England-Reise von Fürst Pückler mit mysteriösen Morden garniert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Talentierter Mitgiftjäger
Pikante England-Reise von Fürst Pückler mit mysteriösen Morden garniert

Mord statt Hochzeit? Der in Dresden lebende Schriftsteller Ralf Günther garniert in seinem neuen Roman „Der Gartenkünstler“ die England-Reise von Hermann von Pückler mit einigen mysteriösen Todesfällen. Dabei ist der Fürst im Herbst 1826 zwar nicht mit lauteren, aber mit harmloseren Absichten hierhergekommen, wie der Autor in seinem Roman schildert: Der hochverschuldete Adelige will zwecks Heirat eine reiche Frau kennenlernen. Aber von Anfang an scheint sich alles gegen ihn verschworen zu haben. Zunächst ist da die geheimnisvolle Kapuzenfrau, die ihn seit der Überfahrt verfolgt. Spricht Pückler in besseren Kreisen vor, so zeigt sich, dass die Eltern der „Kandidatinnen“ bereits vor dem Mitgiftjäger gewarnt sind. Aber damit nicht genug: Eine Reihe von Frauen, denen er auf die eine oder andere Weise begegnet, wird wenig später grausam ermordet. Natürlich dauert es nicht lange, bis der Verdacht auf den Deutschen fällt. Mit Hilfe des sagenhaft reichen Baron Rothschild vermag Pückler zunächst, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Es fragt sich nur, wie lange ihn der Bankier unterstützen wird. Oder hat Pückler tatsächlich etwas mit den Morden zu tun?

Nach dem Wiener Kongress gehörte der umfangreiche Landbesitz des als Abenteurer, Schriftsteller und vor allem als Landschaftsarchitekt bekannten Fürsten Hermann von Pückler-Mus-kau (1785–1871) zu Preußen. Der besondere Reiz des Buches liegt darin, dass der Autor seine rundum unterhaltsame Geschichte hervorragend in den historischen Rahmen einpasst. Viele der auftretenden Gestalten haben existiert und werden gut porträtiert. So reiste Fürst Pückler tatsächlich nach England, um seine vor allem durch die parkgestalterischen Ambitionen ruinierten Finanzen mittels einer Eheschließung zu sanieren. Noch pikanter wird das Ganze, wenn man weiß, dass er knapp zehn Jahre zuvor Lucie, eine Tochter des Staatskanzlers Hardenberg, geheiratet hatte und das Paar keineswegs unglücklich war. Im Gegenteil: Es war ein gemeinsamer Beschluss, zusammen zu bleiben, sich aber formal zu trennen, um dem Fürsten eine neue (Zweck-)Verbindung zu ermöglichen. Über seine britischen Abenteuer berichtete er in Briefen an Lucie. Diese Schilderungen wurden später – übrigens mit großem Erfolg – veröffentlicht. Allerdings hieß es, die Briefe seien vor dem Druck einer gründlichen Überarbeitung unterzogen worden.

Hier findet Ralf Günther seinen Ansatzpunkt. Er gibt vor, über bislang unbekannte Briefe des Fürsten zu verfügen und reiht diese – fiktiven – Schreiben zu einer äußerst spannenden Handlung. Durch die oft erstaunten Augen Pücklers, dem Günther die Feder führt, ist der Leser unmittelbar im rätselhaften Geschehen. Ab und an gibt es allerdings auch einen Blick auf die Gartenleidenschaft und in das heimische Muskau – wo Lucie dann doch nicht ganz so geduldig ausharrt, wie Pückler es sich vorstellt.             Erik Lommatzsch

Ralf Günther: „Der Gartenkünstler – Ein Fürst-Pückler-Roman“, List, Berlin 2010, gebunden, 396 Seiten, 19,95 Euro


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