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28.08.10 / Der erste Schultag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Der erste Schultag
von Harald Fourier

An diesem Wochenende geht es wieder los. In Berlin wird ein neuer Jahrgang eingeschult. Die älteren Kinder sitzen bereits seit Montag wieder in ihren Klassenräumen. Doch dort ist nicht alles so wie bisher. Im Gegenteil. Die neueste Schulreform hat dazu geführt, dass die Haupt- und Realschulen jetzt zu „Sekundarschulen“ zusammengefasst worden sind. Probleme seien da programmiert, orakeln Insider. Der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes fürchtet gar, dass die Reform „den Bach runtergeht“, weil seine Kollegen mit den ehemaligen Hauptschülern überfordert sein würden.

Eine andere Reform-Spielwiese sind die Schulanfänger. Sie erleben das „Jahrgangsübergreifende Lernen“ (JÜL). In der ersten und zweiten Klasse werden sie gemeinsam unterrichtet. Leider bleiben seit der Einführung von JÜL immer mehr Kinder sitzen (schon 20 Prozent!), auch wenn es nicht mehr „sitzenbleiben“ heißt, sondern „längeres Verweilen“ in der JÜL-Phase. Danke für diese Lektion in Neusprech.

Und dann die Gymnasien: Ein knappes Drittel der Schüler wurde per Los ausgewählt, was vom Schulsenator als Maßnahme zur „Gleichbehandlung“                verteidigt wird. Zudem gibt es jetzt noch mehr Gemeinschafts­schulen, in denen die Kinder zehn Klassen lang gemeinsam unterrichtet werden.

Vieles also hat sich geändert. Zum Besseren? In Hamburg haben die Bürger gerade ihrem Senat mittels Volksentscheid  eine schwere Schlappe zugefügt. Ole von Beust ist gegangen, und beinahe wäre sein ganzer schwarz-grüner Senat gestürzt.

Auch in Berlin könnte das Thema Bildung im kommenden Jahr an Bedeutung gewinnen. Im Wahlkampf werden die Parteien einander mit Wahlversprechen und Bekundungen des guten Willens überbieten. Ich sehe jetzt schon die Wahlplakate vor mir: „Bildung ist Bürgerrecht“, „Bildung für alle“, „Mehr Geld für Bildung“ oder „Bildung lernen heißt siegen lernen“ ... ach nein – so offen geben die „Reformer“ den trüben Quell ihrer Ideologie denn doch (noch?) nicht zu erkennen.

Spaß beiseite: Das sind alles austauschbare Phrasen, mit denen niemandem geholfen ist. Was normale Eltern von normalen Kindern wirklich interessiert, ist die Frage, ob ihr Kind wirklich etwas lernt oder nicht. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Kinder nur als Versuchskaninchen missbraucht werden, dann könnte das wie in Hamburg die Leute aus Protest gegen den Senat zu den Urnen treiben. Bei ständig sinkender Wahlbeteiligung sind die Eltern (und Großeltern) von knapp 300000 Schülern eine ernstzunehmende Größe. Um das zu erkennen, reicht schon fast das kleine Einmaleins.


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