24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.08.10 / Geringere Erwartungen / Russland korrigiert nach Dürre und Bränden Wirtschaftsprognose

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Geringere Erwartungen
Russland korrigiert nach Dürre und Bränden Wirtschaftsprognose

Während Wladimir Putin auf dem Flugzeugforschungsgelände in Schukowskij bei Moskau den „Sieg“ über die Brände feierte und 67 Piloten auszeichnete, waren seine Minister damit beschäftigt, die Folgen für Wirtschaft und Verbraucher abzumildern. Die Absicht, durch ein bis Jahresende geltendes Exportverbot für Weizen Mangel und Preisanstieg auf dem Binnenmarkt vorzubeugen, erwies sich als wirkungslos. Der rasche Preisanstieg für Weizen auf dem internationalen Markt hat dazu geführt, dass Spekulanten Getreide bunkern, um nachher mehr zu verdienen. 

Zwar hält der Aufwärtstrend am russischen Aktienmarkt weiter an und Fondsmanager bei Barings werten die Folgen der Brände als vorübergehendes Problem, dennoch korrigierte die russische Regierung ihre Erwartungen für das diesjährige Wachstumstempo nach unten. Der Kreml schätzt den entstandenen wirtschaftlichen Gesamtschaden auf umgerechnet sechs bis zwölf Milliarden Euro. Neben den Kosten für Löscharbeiten wird der Bau von 2000 neuen Wohnhäusern 128 Millionen Euro kosten, der Tourismus und die Luftfahrt erlitten 77 Millionen Verlust, und auch für Open-Air-Veranstaltungen und Restaurants beträgt der Schaden wegen anhaltendem Smog über 25 Millionen Euro.

Bis Jahresende drohe dem Land ein Inflationsanstieg von derzeit 5,8 auf bis zu zehn Prozent, gestand Vize-Wirtschaftsminister Andrej Klepatsch. Das beste Beispiel, wie sich die Dürre und die Brände auf die Verbraucher auswirken, ist der Brotpreis. In einigen Regionen stieg dieser bereits um 20 Prozent.

Neben dem Verlust durch verlorene Ernten ist die Viehwirtschaft in Zentralrussland besonders hart getroffen. Weil sich die Betriebe in diesen Regionen nur zu 30 Prozent selbst mit Futter versorgen können, die Preise für Futtermittel steigen, kam es zu Notschlachtungen. Bis Ende 2010 ist aufgrund des Überangebots an Fleisch zwar zunächst mit einem Rückgang der Preise um zehn bis 15 Prozent zu rechnen, ab 2011 könnten aber Preissteigerungen von bis zu 25 Prozent möglich sein.

Agrarexperten warnen allerdings vor einer weiteren Reduzierung des Viehbestands, weil ein Defizit an heimischem Fleisch in den kommenden Jahren mehr Import und somit weitere Rekordpreise bedeute.

Der Kreml setzt neben dem Export von Rohstoffen auf Konjunkturprogramme zur Stärkung des Binnenkonsums. Landwirte erhalten Zuschüsse und Aufschub für Ratenzahlungen bei gewährten Krediten. Mitarbeiter staatlicher  Unternehmen erhalten bis zu 15 Prozent höhere Löhne. Mit Blick auf die Parlamentswahl 2011 und die Präsidentenwahl 2012 soll die Zufriedenheit im Volk erhalten bleiben.         M. Rosenthal-Kappi


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren