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28.08.10 / Ganzer Krieg, halber Abzug

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Ganzer Krieg, halber Abzug
von Wilhelm v. Gottberg

Die Blütenträume der US-Regierung hinsichtlich ihres Irak-Abenteuers sind wie Seifenblasen zerplatzt. Der Krieg sei geboten, weil der Irak die Sicherheit der USA gefährde und Massenvernichtungsmittel besitze, so der damalige US-Präsident George W. Bush. Man werde in wenigen Wochen das Schurkenregime im Irak beseitigt haben, die Bevölkerung werde die Befreiungsarmee mit Brot und Salz empfangen, die Verbündeten werden dem Irak Frieden, Freiheit, Menschrechte bringen, die Würde des irakischen Volkes werde beachtet beziehungsweise wieder hergestellt. So äußerten sich die US-Strategen im Weißen Haus und im Pentagon, aber auch die europäischen Verbündeten bei Beginn des Krieges am 19. März 2003.

Tatsächlich wurde der militärisch drittklassige Irak innerhalb von vier Wochen niedergeworfen, das Regime gestürzt. Eine Befriedung des Landes im Sinne der hehren Ziele der Invasoren konnte aber bis heute auch nicht annähernd erreicht werden. Der Kriegszustand und die militärische Besetzung des Landes dauern bis heute an. Im Land zwischen Tigris und Euphrat wird gekämpft, drangsaliert, gemordet und tausendfach gestorben.

Der Irak wurde durch den völkerrechtswidrigen Angriff der USA und ihrer Verbündeten völlig destabilisiert. Der angerichtete materielle und psychologische Schaden ist unvorstellbar. Die kaltschnäuzige Inbesitznahme der irakischen Ölquellen durch die USA macht die eigentlichen Motive für den Einmarsch in den Irak deutlich. Die verlogene Begründung für den Krieg, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen, ist unvergessen.

Barack Obama versprach den Amerikanern vor zwei Jahren im Wahlkampf, dass er im Falle des Wahlsieges die amerikanischen Soldaten aus dem Irak zurückholen werde. Nun stehen im November erneut Wahlen in den USA an, der Präsident ist bemüht, sein diesbezügliches Wahlversprechen einzuhalten. Werbewirksam wurde über den Abzug der US-Kampftruppen berichtet.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. 50000 bis 60000 US-Soldaten verbleiben im Lande, sie sollen stabilisierend wirken – was immer das heißen mag – und bei der Ausbildung der irakischen Soldaten mitwirken. Gleichlautendes hört man zur Begründung für den weiteren Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan durch die politische Klasse in Deutschland.

Christen und Juden konnten Jahrhunderte unbehelligt im Irak leben. Das galt auch für die Zeit Saddam Husseins, wenn sie sich politisch nicht betätigten. Heute sind sie politisch unerwünscht und leiden unter Verfolgungsdruck. Wollten nicht die Angreifer den Irak mit Freiheit und Demokratie beglücken? Man hätte wissen können, dass sich das irakische Volk nicht nach Freiheit und Demokratie gesehnt hat.


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