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28.08.10 / Eine Lichtspur führte durch Europa / Zwei Ausstellungen widmen sich der Malerei des Impressionismus – Landschaften und Gärten bevorzugt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Eine Lichtspur führte durch Europa
Zwei Ausstellungen widmen sich der Malerei des Impressionismus – Landschaften und Gärten bevorzugt

Die Landschaft war ein bevorzugtes Thema der Impressionisten, aber auch die Stadt mit ihrem Tempo und ihrer Beleuchtung zu unterschiedlichen Tageszeiten faszinierte und inspirierte die Maler. Aktuelle Ausstellungen in Dresden und Edinburgh sind dieser Stilrichtung gewidmet.

Helle Sonnenlichter tanzen unter schattigen Kastanienbäumen und malen lichte Felder auf den grünen Rasen. Unter blühenden Bäumen sitzt eine weißgekleidete Dame auf einer Gartenbank und genießt den sommerlichen Tag. Im Hintergrund ist ein Haus zu erahnen. – Wie so oft hat Max Liebermann auch hier einen Ausschnitt aus seinem sorgfältig angelegten Garten am Berliner Wannsee als Motiv gewählt. Sein Gemälde mit dem Titel „Gartenbank unter dem Kastanienbaum – Blühende Kastanien“ anzuschauen bedeutet, Atem zu holen, innezuhalten und etwas von der Ruhe und der Stille der Natur zu erspüren. So ergeht es dem Betrachter bei vielen Bildern der wunderbar gestalteten Ausstellung „Lichtspur durch Deutschland – Impressionistische Malerei“ in der Städtischen Galerie Dresden. Lichtdurchflutete Landschaften und sommerliche Gärten, weite und lichte Strandbilder, nächtliche Stadtansichten und intime Interieurs ergeben einen stimmungsvollen Querschnitt jener Malerei, die seit den 1880er Jahren von vielen Künstlern in Deutschland gepflegt wurde.

Charakteristisch für die neue Stilrichtung war der emotionale und individuelle Zugang zu den Motiven sowie das Bemühen, die Atmosphäre eines Sujets einzufangen. Aus diesem Grund verließen die Künstler ihre Ateliers und setzten sich unter freiem Himmel mit den Licht- und Farbverhältnissen sowie den unterschiedlichen Stimmungen der Natur auseinander. Der Fachhandel stellte sich auf diese neue Arbeitsweise ein und bot schon bald Malkoffer, Falthocker und Feldstaffelei für die Künstler an.

Mit dem zunehmend freieren Einsatz von Farben und Formen sowie der Betonung der künstlerischen Subjektivität widersetzten sich die Künstler nicht nur dem damaligen akademischen Kunstdiktat, sondern etablierten den Impressionismus als neue Kunstrichtung.

Alltägliche und private Motive rückten in den Blick der Künstler. Lovis Corinths Bild „Am Waschtisch” zeigt einen weiblichen Rückenakt bei der Toilette. Wie in vielen Alltagsszenen stand ihm auch hier seine einstige Schülerin und spätere Ehefrau Charlotte Behrend Modell. Die Gestaltung des Motivs, angefangen von der aus dem Alltag gegriffenen Szene bis hin zur Farbigkeit, lässt den Einfluss französischer Künstler – beispielsweise Edgar Degas – erkennen. Sowohl Corinth als auch Liebermann hielten sich beide eine Zeit lang in Paris auf und setzten sich dort mit dem französischen Impressionismus auseinander.

Gerade jedoch in der Landschaftsmalerei hat der deutsche Impressionismus seine eigenen, ausgeprägten Formen gefunden. Das Bild „Dame am Meer“ von Max Slevogt zeigt eine einzelne Frauenfigur, die an der Wasserkante des menschenleeren Strandes entlang wandert. Die unterschiedlichen Farbtöne des Meeres und des Sandes sowie die Einsamkeit der Frauengestalt bringen die Stimmung am Meer treffend zum Ausdruck. Man meint, den Wellenschlag zu hören und den Wind zu spüren.

Slevogt, Liebermann und Corinth gehörten zu den Hauptvertretern der neuen Malerei in Deutschland. Neben diesen werden in der Ausstellung auch Künstler vorgestellt, die weniger bekannt, lokal aber prägend waren wie beispielsweise Fritz von Uhde und Albert Weisgerber aus München.

Gemälde dieser Künstler – Leihgaben aus ganz Deutschland – treffen auf Werke ihrer Dresdner Malerkollegen, zu denen neben anderen auch Otto Altenkirch, Robert Sterl und Wilhelm Claudius gehören.

Dank einer detaillierten und übersichtlichen Beschriftung werden Bezüge zwischen den einzelnen Künstlern herausgearbeitet. Anhand einer Schautafel wird ein Überblick über die impressionistische Malerei in Deutschland mit ihren verschiedenen Zentren gegeben. So ermöglicht die Ausstellung dem Besucher beides: einen sowohl informativen als auch stimmungsvollen Zugang zur Stilrichtung des Impressionismus.

Edinburgh und Madrid sind die Stationen einer Ausstellung, die sich dem Garten im Impressionismus widmet. Zum ersten Mal ist in Schottland eine solche Ausstellung zu sehen. 90 Gemälde aus internationalen Sammlungen zeigen die Bedeutung dieses Themas. Von Vorläufern wie Eugène Delacroix und Camille Corot ausgehend wird die Entwicklung des impressionistischen Gartens nachgezeichnet. Camille Pissaro und Berthe Morisot sind mit bedeutenden Werken vertreten, aber auch Max Liebermann, dessen „Enkelin des Künstlers mit ihrer Gouvernante im Wannseegarten“ präsentiert wird.

Die Künstler malten den eigenen Garten ebenso wie den öffentlichen Park. Wege führen den Betrachter in den Park, aber auch in die Komposition. Manches Mal scheinen die Blumen und Pflanzen geradezu aus dem Bild herauszuwachsen. In ihrem Garten konnten die Impressionisten die Wirkung von Farbe und Licht auf Körper und Pflanzen studieren. Monet nutzte seinen Garten in Giverny auch, um neue Motive auszuprobieren. Er hielt die Natur für das größere Kunstwerk als seine bemalten Leinwände. Den Garten selbst nannte er „das schönste Kunstwerk“. Mirabeau schrieb über Monets Gartenbilder, sie seien so intensiv, dass man sie riechen könne. Caroline v. Keudell / S. Osman

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Dresden, Wilsdruffer Straße 2, Eingang für Besucher Landhausstraße, ist bis zum 12. September dienstags bis donnerstags sowie am Wochenende von 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 19 Uhr zu sehen, Eintritt 4 / 3 Euro.

Die Ausstellung in der National Gallery of Scotland, Edinburgh, ist bis zum 17. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 19 Uhr zu sehen, Eintritt 10/7 Britische Pfund, anschließend im Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, vom 16. November 2010 bis 13. Februar 2011.


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