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28.08.10 / Mäzen mit sozialem Engagement / Das Jüdische Museum Rendsburg erinnert an den aus Gleiwitz stammenden Oscar Troplowitz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Mäzen mit sozialem Engagement
Das Jüdische Museum Rendsburg erinnert an den aus Gleiwitz stammenden Oscar Troplowitz

Wer heute durch die Troplowitz-Straße im Hamburger Stadtteil Lokstedt fährt, wird kaum ahnen, wer hinter diesem Namen steckt. Nur wenige werden an Oscar Troplowitz denken, den Mann, der in enger Zusammenarbeit mit dem Chemiker Isaac Lifschütz und dem Dermatologen Paul Gerson Unna die „Nivea“-Creme entwickelte, sie 1911 auf den Markt brachte und sie geschickt vermarktete. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Rendsburg widmet sich derzeit diesem außergewöhnlichen Intellektuellen und Industriellen.

Der 1863 im oberschlesischen Gleiwitz geborene Oscar Troplowitz wollte ursprünglich Architekt werden und interessierte sich für Philosophie und Kunst. Er besuchte das Gymnasium in Breslau, doch sein Vater bestand darauf, dass er Apotheker werden sollte. So studierte er Pharmazie an der Universität Heidelberg, die ihn anschließend zum Dr. phil. promovierte. Eines Tages entdeckte er eine Anzeige: In Hamburg-Altona war ein pharmazeutisches Labor zu kaufen. Troplowitz zog in die Hansestadt und übernahm 1890 das Labor Paul Carl Beiersdorf. 1892 ließ er in Hamburg-Eimsbüttel eine neue Firmenzentrale samt Fertigungsräumen bauen. Handelte Beiersdorf nach der Devise „Ich brauche keine Reklame“ und ließ die Etiketten seiner Produkte von Hand schreiben, tat Troplowitz das Gegenteil: Er entwickelte Aufsteller und Werbetafeln aus Emaille, bestückte Busse und Straßenbahnen mit seiner Werbung, deren Typografie er von der am Jugendstil orientierten Schnörkelschrift auf die klaren Druckbuchstaben der Neuen Sachlichkeit umstellte. Der Umsatz wuchs, innerhalb weniger Jahre stieg der Mitarbeiterstamm von elf auf über 500. Beiersdorf wurde zu einem globalen Unternehmen. Heute ist es Deutschlands größtes Kosmetikhersteller, und „Nivea“ die weltweit größte Hautpflegemarke.

„Oscar Troplowitz hat Beiersdorf und seine Umgebung wie kein anderer geprägt. Die Ausstellung stellt in beeindruckender Weise sein soziales Wirken in und außerhalb des Unternehmens dar und gibt in ihrem Umfang einen bis jetzt noch nicht gekannten Einblick in dieses außergewöhnliche Unternehmer- und Kunstliebhaberleben“, sagt Thorsten Finke, Leiter des Beiersdorf-Archivs.

Troplowitz war Sammler und Mäzen zugleich. In seiner Hamburger Villa fanden sich Werke von Renoir, Liebermann und Slevogt. Auch unterstützte er jüngere Maler des Hamburgischen Künstlerclubs und förderte sie durch Aufträge.

Er war zudem der erste deutsche Privatsammler, der ein Bild von Picasso erwarb. Die „Einschlafende Trinkerin“ gelangte wie 26 andere Gemälde nach dem Tod Troplowitz’ 1918 durch sein Vermächtnis an die Hamburger Kunsthalle. Dort wurde der Picasso allerdings im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ entfernt,  heute gehört er zu den Spitzenwerken des Kunstmuseums Basel.  Silke Osman

Die Ausstellung „Oscar Troplowitz – Sozialer Unternehmer und Kunstmäzen“ im Jüdischen Museum Rendsburg, Prinzessinstraße 7–8, ist bis zum 3. Oktober dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 3/2 Euro.


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