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04.09.10 / Erbärmlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Hans Heckel:
Erbärmlich

Als hätten sie darauf gewartet: Thilo Sarrazins ungeschickte Auslassung über ein „Juden-Gen“ ließ seine Widersacher erst richtig von der Leine. Damit gab ihnen der Querdenker die Gelegenheit zu tun, was sie von Anfang an wollten – die Diskussion niedertrampeln, indem man ihren Auslöser moralisch vernichtet.

Sarrazin hatte offenbar einige jüngere Forschungsergebnisse gelesen. US-Forscher haben ermittelt, dass aschkenasische Juden genetische Gemeinsamkeiten aufwiesen, die auf eine sehr alte gemeinsame Abstammung hindeuteten. Ein einzelnes Gen, das alle Juden teilten, fanden sie indes nicht. Darin allein liegt Sarrazins Ungenauigkeit, aus der man ihm nun eifrig den Strick drehen will.

Das ist erbärmlich. Und es macht noch deutlicher, wie nackt die politischen Parteien, Gewerkschaften, Lobbyisten und selbst Wirtschaftskapitäne dastehen, wenn es um die fatalen Versäumnisse der Einwanderungspolitik geht. Siemens-Chef Peter Löscher meint, schon jetzt habe die Debatte dem „internationalen Ansehen des Standortes Deutschland mit Sicherheit geschadet“. „Mit Sicherheit“ soll heißen: Er weiß es nicht, hat aber vorsorglich schon mal Angst davor.

Löscher deckt auf, wie diese Art von „Elite“ denkt. Bloß nicht drüber sprechen, und wenn, dann nur alles schönreden. So passiert schon nichts, oder erst später, wenn wir nicht mehr in der Verantwortung sind. Das genau ist es, was Sarrazin anprangert. Die Mächtigen des Landes denken nur in kurzen Zeiträumen und ignorieren aus Feigheit und Opportunismus die langfristigen Folgen ihres Handelns.


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