19.04.2024

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04.09.10 / Längst entbehrlich / Auch Stoiber konnte Koch nicht halten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Längst entbehrlich
Auch Stoiber konnte Koch nicht halten

Man hätte den Verlauf des Telefongesprächs gerne mitverfolgt. Laut „Bild“ soll der CSU-Ehrenvorsitzende und ehemalige Ministerpräsident Bayerns, Edmund Stoiber, bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angerufen haben. Sie solle Roland Koch als Finanzminister ins Bundeskabinett holen, so Stoiber angeblich. Doch Merkel schwieg eisern, trotz schlechter Umfragewerte.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger machte sich bereits Hoffnungen: „Wenn es gelänge, Koch ins Kabinett zu holen, wäre das ein großer Schub für die Landtagswahlen im nächsten Jahr.“ Der Bonner Politologe Gerd Langguth hielt Stoibers angeblichen Vorschlag gegenüber „Bild“ gar für einen „Coup“, der „die Stimmung für die Union“ gedreht hätte. Doch ansonsten blieb die Resonanz auf diesen möglichen „Coup“ verhalten und so nahm Roland Koch am 31. August seinen Abschied als hessischer Ministerpräsident und aus der Politik.

Stoibers von „Bild“ in Umlauf gebrachtes Gesuch offenbart die Panik in den Reihen der Union. Mit Koch ging der letzte markante Kopf von Bord, der die konservative Stammwählerschaft an- lockte, so hallt es durch den Blätterwald.

Stoibers taktisches Kalkül ging ins Leere, auch weil es mittlerweile zu durchschaubar gewesen wäre. Koch, der lange als künftiger Kanzler-Kandidat und Merkel-Rivale galt, hatte dem in der Basis so ungeliebten Kurs der Partei nur selten etwas entgegenzusetzen. In den Medien stilisierte man ihn zwar zum „konservativen Hardliner“, doch nur, weil es sonst niemanden gab. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, vor seinem offiziellen Rücktritt in einem Interview mit dem „Stern“ nochmal darauf hinzuweisen, für seine Integrationspolitik von der türkischen Regierung gelobt worden zu sein. Auch Schwarz-Grün erteilte er keine eindeutige Abfuhr.

Koch war für viele Konservative an der Basis längst entbehrlich,  sie hegten keine Hoffnungen mehr. Der Hesse verlasse nur das sinkende Schiff, lautete ihr Tenor. Carlo Clemens


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