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04.09.10 / »Aller Opfer gedenken« / Europas Vertriebene warnen vor »diabolischen Unterscheidungen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

»Aller Opfer gedenken«
Europas Vertriebene warnen vor »diabolischen Unterscheidungen«

Anlässlich des Europäischen Gedenktags an die Opfer von Stalinismus und Nazismus (23. August) sandte der Generalsekretär der Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV), Massimiliano Lacota, den Staats- und Regierungschefs der Staaten der Europäischen Union sowie den Vertretern maßgeblicher europäischer Einrichtungen folgende Botschaft (leicht gekürzt):

„Im April 2009 billigte das Europäische Parlament die Erklärung zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus, die mit expliziter Präzision die Grundlagen für eine wahre, endgültige Vereinigung Europas im Zeichen der Versöhnung zwischen den Völkern und den Nationen des Kontinents festlegt.

So handelnd nahm das Europäische Parlament endlich die Trauer und das Leid in sein Bewusstsein auf, die der Menschheit durch die beiden großen Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts, den Nationalsozialismus und den Kommunismus, zugefügt wurden, weil beide auf grausamste Weise die Grund- und Menschenrechte verletzt und vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen unschuldiger Opfer gefordert haben.

Zu den Opfern der Shoah und all jenen, die ihr Leben als Verfolgte des Nationalsozialismus und des Kommunismus in allen Ecken des Kontinents verloren, kommen die rund zwanzig Millionen Europäer hinzu, die aus ihren Heimatgebieten vertrieben oder zwangsweise ausgesiedelt wurden sowie die Volksgruppen, die, isoliert und ihrer Grundrechte beraubt, außerhalb ihrer nationalen Grenzen Opfer brutaler Programme der Entnationalisierung und der Assimilierung wurden.

Mehr als 60 Jahre nach Kriegsende und mehr als 20 Jahre nach der endgültigen Auflösung des kommunistischen Totalitarismus in Osteuropa sind die Beziehungen zwischen einigen Mitgliedsstaaten der EU, die von den zwangsweisen Umsiedlungen ganzer Volksgruppen betroffen sind, noch immer in anachronistischer Weise schwierig und heikel.

Die große Herausforderung der europäischen Integration in nächster Zukunft erfordert deshalb die Einleitung eines Reformprozesses mit dem Ziel, die Interessen derjenigen zu begrenzen, die noch immer die Wunde offen erhalten, die seit dem fernen Jahr 1945 die europäischen Völker spaltet und eine verinnerlichte und überzeugte Versöhnung als unabdingbare Voraussetzung für die ersehnte und endgültige Vereinigung verhindert.

Die Erklärung vom 2. April 2009 stellt sich demnach als eine Grundvoraussetzung für eine gemeinsamen Politik der Erneuerung mit der Fähigkeit dar, die Tötung von Millionen europäischer Bürger in den Vernichtungslagern, die Gewalttaten gegen Frauen und Kinder, die Internierung und die Massentötungen im sowjetischen Gulag sowie die wilden Vertreibungen von Millionen nach Kriegsende als Verbrechen gegen die Menschheit zu bewerten.

In einem Europa, das durch gemeinsame Werte vereint ist, sind anachronistische und einem sektiererischen Geist entsprungene Kategorien von Verbrechen und diabolische Unterscheidungen zwischen weniger grausamen und anderen nicht länger akzeptabel und dürfen nicht länger existieren.

Nur auf diesem Weg kann das Europa der totalitären Regime, des Unrechts und der an seinen Bürgern verübten Menschenrechtsverletzungen durch das vereinte und solidarische Europa ersetzt werden, dessen Verwirklichung die Gründungsväter mit Recht beabsichtigt haben.“


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