© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Unsere Feinde
von Rebecca Bellano

Immer nur ist die Rede von „kollektiver Landesverteidigung“, nie spricht Brigadegeneral a.D. Dieter Farwick in seinem Beitrag auf der Seite 4 über die nationale Landesverteidigung. Das löste Unzufriedenheit bei der Verfasserin dieser Zeilen aus und sie fragte beim Autor nach. Doch der antwortete zu recht mit einer Gegenfrage, in dem er wissen wollte, wie denn bitte eine nationale Landesverteidigung für Deutschland aussehen solle.

Und in der Tat ist es unwahrscheinlich, dass selbst deutsche Lieblingsfeinde der Vergangenheit wie Polen oder Frankreich Deutschland angreifen werden. Sie haben inzwischen andere Mittel, um Berlin ihren Willen aufzuzwingen, könnte man jetzt auch gehässig einwerfen: Verhandlungen in Brüssel sind zudem viel weniger riskant und weniger blutig.

Doch irgendwie ist es schon beklemmend zu lesen, dass selbst andere und deutlich kleinere EU-Länder mehr Soldaten, Panzer und Waffen haben als Deutschland. Und auch wenn man sich den Griechen moralisch weit überlegen fühlt, die immer noch Stimmung gegen ihren Erbfeind Türkei machen, so fragt man sich doch, was ist, wenn China, Iran, Russland oder weiß Gott wer Deutschland in zwei Jahrzehnten angreift und die vielbeschworene Bündnistreue aus irgendeinem Grund nicht mehr greift und keiner Deutschland zur Hilfe eilt? Zu hoffen, dass alles gut wird, zeugt von Optimismus, doch die Vergangenheit hat bisher gezeigt, dass es meistens nicht gut, sondern nur anders wird.